THEMEN
DES GEOGRAPHIEUNTERRICHTS
Im
Spannungsfeld von Fachwissen, Gegenwartsbezug und Altersgemäßheit
Auswahl
und Anordnung von Themen für den Geographieunterricht müssen
immer wieder überdacht werden. Das ist Konsequenz des Gegenwartsbezuges
und der Zukunftsorientierung des Faches, das die Heraus-forderungen
einer sich ständig wandelnden Welt aufgreifen und berücksichtigen
soll.
von
Friedhelm Frank
Die
Kompetenzen, die Schüler/innen am Ende der Schulzeit erreicht haben
sollen, sind Ausgangspunkt der Überlegungen, welche Themen für
den Geographieunterricht aufzugreifen sind. Die neueste Festlegung in
Deutschland sind die Standards für den Geographieunterricht mit
den Kompetenzbereichen (Deutsche Gesellschaft für Geographie, 3/2007,
Bildungsstandards
im Fach Geographie für den Mittleren Schulab-schluss):
-
Beurteilung/Bewertung,
-
Handlung
Sie
ersetzen nicht die Bildungsziele Raumverhaltenskompetenz und Nachhaltigkeit,
sie spezifizieren diese und schreiben dazu notwendige Kompetenzen fest.
Sie sollen Schüler/innen dazu qualifizieren, die zunehmend komplexer
werdenden lokalen, regionalen und globalen Herausforderungen bewältigen
zu können.
Zurzeit
sind folgende Schlüsselprobleme von großer Bedeutsamkeit:
-
Ursachen
und Folgen des Klimawandels,
-
Herausforderungen
der globalisierten Welt,
-
Nachhaltige
Sicherung der Lebensbedingungen künftiger Generationen,
-
Folgen
der Bevölkerungsentwicklung (z. B. Rückgang in den reichen
und Zunahme in den armen Ländern).
Weil
diese Schlüsselprobleme sehr komplex sind, können sie nur
schwer in die Verständnisebene Heranwachsender gebracht werden.
Die Konsequenz für die Planung des Unterrichts ist, dass im Laufe
der Schulzeit nach und nach vom Einfachen zum Komplexen das Verständnis
für diese Themen aufzubauen ist.
Themen
des Geographieunterrichts
Das
Folgende ist ein Versuch, ein Gerüst von Kernthemen für einen
den Herausforderungen unserer Zeit und dem Anspruch des Faches Geographie
entsprechenden Unterricht zu geben.
A)
In der Grundschule
Obwohl
Kinder über Medien täglich Zugang zu Ereignissen in der Welt
haben, ist der Nah- bzw. Heimatraum nach wie vor ihr wichtigster Erfahrungs-
und Erlebnisraum. Die Konzentration auf diesen ist sinnvoll, weil in
ihm die Schüler/innen in einen realen und unmittelbaren Kontakt
zu ihrer Umwelt treten können. Der Besuch eines Bauernhofes oder
die Beobachtung eines Baches ermöglichen tiefere Eindrücke
als die Vermittlung dieser Inhalte über noch so perfekte Medien.
Der Unterrichtsgang ist folglich eine zentrale und unverzicht-bare Methode
der Grundschulgeographie.
Unmittelbare
Begegnung im Heimatraum
Der
Unterrichtsgang soll nicht nur der Anschauung dienen, sondern durch
aktives Tun entdeckendes Lernen ermöglichen. In der Exkursionsdidaktik
wird zwischen zwei Methoden, dem „Field work“ und dem „Field teaching“
unterschieden. Bei Letzterem erfolgt die Informationsvermittlung vor
allem durch Erklärungen und Vorträge der Lehrpersonen oder
von Experten. Es ist Frontalunterricht im Gelände. Beim „Field
work“ dagegen üben sich die Schüler/innen in der Anwendung
von Fachmethoden wie Messen, Zählen, Kartieren.
B)
In der Mittelschule
Untersuchungen
zum Interesse von Zehnjährigen haben ergeben, dass Geographie hier
eine sehr gute Ausgangsposition hat. Keinem Fach sehen Schüler/innen
dieses Alters mit größerem Interesse entgegen als der Geographie.
Ernüchternd dagegen ist das Ergebnis einer Wiederholung der Untersuchung
drei Jahre später. Das Schülerinteresse sinkt zwischen dem
10. und dem 13. Lebensjahr an allen Fächern, aber kein Fach sinkt
in der Interessenskala tiefer als die Geographie.
Das
Fachinteresse stützen
Eine
Ursache für das schwindende Fachinteresse ist die vom Nahen zum
Fernen gehende Stoffanordnung. Nachdem die Schüler/innen sich bereits
in der Grundschule ausführlich mit dem Nah- oder Heimatraum auseinandergesetzt
haben, folgen nun das Land, in dem sie leben und die Nachbarstaaten.
Dies steht konträr zu den Ergebnissen der Interessenforschung;
Schüler/innen dieser Altersstufe interessieren sich für das
Leben in fernen Ländern und nicht für Nahes und Bekanntes.
„Fenster in
die Welt“ schaffen einen Ausgleich zwischen Stoffanordnung und Interesse.
Werden Aspekte der Landwirtschaft im Alpenraum behandelt, kann ein Blick
in vergleichbare Naturräume wie Anden oder Himalaya das Interesse
an Fremdem befriedigen.
Thematische
Geographie am regionalen Faden
Nach
dem Prinzip der thematischen Geographie am regionalen Faden werden im
Verlauf der Sekundarstufe I die Erdteile berührt, diese jedoch
nicht ihrer geographischen Gesamtheit vorgestellt. Sie dienen als Raum
für die Erarbeitung allgemeingeographischer Inhalte und Regeln.
Das allgemeingeographische Anordnungsprinzip vom Einfachen zum Komplexen
überlagert sich mit dem regionalgeographischen vom Nahen zum Fernen.
Bildungsplan
Mittelschule
Auf
der Grundlage der in den Rahmenrichtlinien von 2009 vorgegebenen Kompetenzziele
ist die folgende Auswahl ein Vorschlag für ein Grundgerüst
im Sinne einer thematischen Geographie am regionalen Faden.
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Friedhelm
Frank – hier auf einer Exkursion – lehrt Didaktik
der Geographie an der Technischen Universität
Dresden und an der Fakultät für Bildungswissenschaf-ten
Brixen der Freien Universität Bozen. |
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