V.A.S.

„Zehn nach acht, da kommt sie an;

lümmelt in die Bank sich dann,

gähnt und streckt sich, gibt nicht Acht,

hat die Aufgab nicht gemacht,

kleckst mit Tinte alles voll,

schreibt nicht, wie sie schreiben soll,

kurz, sie stört den Unterricht,

aber lernen tut sie nicht!“

 

Siiiiieeee??? Dabei weiß doch jeder, dass dieser Bilderbuch-Charakter der Struwwelliese fast ausschließlich Jungs zu eigen ist.

Wer stört? Er!

Wer hat die Aufgabe vergessen? Er!

Wer prügelt sich in der großen Pause? Er!

Wer ist aufmüpfig? Er!

Die Liste wäre noch ellenlang: aber sind Jungs wirklich die Dummen oder sind unsere Schulen einfach nicht für sie gemacht?

Alice Schwarzer hat vor Urzeiten mal gesagt: „Wenn wir wollen, dass es unseren Mädchen besser geht, dann müssen wir dafür sorgen, dass es unseren Jungen schlechter geht.“ Na bravo, das haben wir ja auch hervor-ragend hingekriegt, indem wir die Pädagogik feminisiert haben: Buben sitzen in ihrer gesamten Schulkarriere überwiegend vor Frauen, die ihnen einen Stoff vermitteln, der inhaltlich und methodisch mehr auf Mädchen ausgerichtet ist. Jede Form von körperlich aggressivem Verhalten wird sofort unterdrückt. Es wird penibel darauf geachtet, dass das „-Innen“ ja nicht zu kurz kommt.

Warum ticken Buben anders? Das Zauberwort heißt Testosteron! Es stimmt kriegerisch, erhöht die körperliche Leistungsbereitschaft und verringert gleichzeitig soziale Fähigkeiten und das Bedürfnis nach menschlicher Bindung. Für den Fortpflanzungserfolg super, aber für unsere Dienstleistungsgesellschaft, auf die uns die Schule vorbereitet? Der archetypische Mann: soziales Auslaufmodell und Feindbild feministischer Pädagogik.

Sind Jungs wie sie sind, heißt es gleich: So nicht! Das gehört sich nicht, das muss behandelt werden!

Doch Jungen wollen sich messen, wollen einzigartig und besser sein als andere Jungs.

Kooperation? Nö, danke!

Konfrontation? Ja, bitte!

Buben kommunizieren anders, ganz nach dem Motto: ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch.

Da darf auch mal gerangelt werden, damit die Hierarchie geregelt wird. Danach ist wieder Ruhe. Ziemlich schwierig in Schulen, die eine Null-Gerangel-Toleranz praktizieren.

Was kann getan werden, damit es auch den Buben wieder besser in der Schule geht? Mehr Männer an die Tafel? Wäre toll, aber das allein garantiert noch keinen Lernerfolg bei Jungs. Mit Konsequenzen drohen? Dann drohen die Eltern mit dem Rechtsanwalt! Akzeptieren, dass Buben und Mädchen anders funktionieren und den Unterricht anders gestalten? Schon mal ein Anfang. Frontalunterricht? Ich weiß, ein mittlerweile mit Nasenrümpfen verbundener Terminus, jedoch wissenschaftlich anerkannt als Unterrichtsform, von der Buben mehr profitieren als Mädchen.

In der Hoffnung, dass Frau Schwarzer dies nie zu Gesicht bekommen möge, verabschiedet sich

Ehrenfried Schullerer

satire