Die Zeit zwischen den Pausen

Blick ins Innenleben der Berufsschule

 

Wenn sie in den Werkstätten, in den Labors und in der Küche stehen, scheinen sie andere Menschen zu sein. Wenn sie endlich arbeiten dürfen, sind sie neugierig, wissbegierig, kreativ und erstaunlich ehrgeizig. Warum der Theorieunterricht (nicht nur) an der Berufsschule manchmal so schwer ist.

von Marlene Kranebitter

 

Vierzehn Jahre jung, herausfordernder Blick, die Arme verschränkt, die Unterlippe keck nach vorne geschoben, so hing er demonstrativ im unbequemen Stuhl. Aaron war in die schulinterne Beratungs-stelle geschickt worden, weil er sich unmöglich benommen hatte. Weil er sich eigentlich immer un-möglich benahm. Am allerschlimmsten war es am Donnerstag. Nur Theoriestunden, keine Möglichkeit sich zu bewegen, die Pausen würden da nicht ausreichen. Und außerdem, wer bräuchte denn schon Gemeinschaftskunde, Italienisch, Englisch? Arbeiten wollte er endlich, etwas Sinnvolles tun, Geld verdienen. Aber er war dazu noch zu jung. Eine Lehre kann man frühestens mit fünfzehn beginnen und auch dann braucht es noch dieses verflixte neunte Pflichtschuljahr. Ohne positiven Abschluss keine Lehre, zumindest so lange, bis er sechzehn ist. Er saß in der Klemme. Wenn er so weitermachte, würde er das Jahr wiederholen müssen. „Aber lernen werde ich dann sowieso nicht.“ Er ließ sich auf einen Deal ein, war bereit, mit mir sein Verhalten zu hinterfragen, Pläne zu erstellen für die nächsten Tage, für die nächste Woche, war bereit, Lerntechniken einzuüben. Manches Mal, da konnte er es im Unterricht trotz allem nur schwer aushalten, da benahm er sich unglaublich ruppig, andere Male, und die wurden immer häufiger, ließ er sich dadurch motivieren, bald die Schule verlassen zu können. Maurer zu werden, das war sein Traum. Und wenn das nicht klappen sollte, dann würde er sich eben eine Lehrstelle als Mechaniker suchen.

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