REZENSION
Zwei Jahre nach dem Erscheinen der Shell Jugendstudie „Jugend 2006 - Eine pragmatische Generation unter Druck“ machte sich ein allgemeiner wirtschaftlicher Abschwung bemerkbar. So sind es nun die möglichen Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Jugend und ihre Lebensplanung, die den Autoren die Richtung für die Studie „Jugend 2010 - Eine pragmatische Generation behauptet sich“ weisen. Auch die aktuelle Studie stammt vom bewährten Autorenteam der Universität Bielefeld um Mathias Albert, Klaus Hurrelmann und Gudrun Quenzel und dem Expertenteam von TNS Infratest Sozialforschung um Ulrich Schneekloth. Im Mittelpunkt der Studie steht wieder eine repräsentative Erhebung von etwa 2.500 Jugendlichen. Die großen Kapitelüberschriften lauten:
Die Studie
Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren haben die Fragen der Wissenschaftler beantwortet und somit auch wesentlich dazu beigetragen, ein wissenschaftlich fundiertes Porträt der jungen Generation in Deutschland, ihrer Lebenswelten und Einstellungen, ihrer Hoffnungen und Ängste zu erstellen.
In der Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse sind u. a. folgende Punkte angeführt:
Die Politikverdrossenheit und der Vertrauensverlust in die Wirtschaft und den Finanzsektor werden wie folgt beschrieben: „Die für Jugendliche noch immer typische Politikverdrossenheit paart sich inzwischen mit einer zunehmenden Verdrossenheit gegenüber Wirtschaft und Finanzen. Trotz des seit 2002 wieder leicht ange-stiegenen politischen Interesses und des ebenfalls gewachsenen Vertrauens in die Demokratie hat sich hieran nichts geändert. Auch diese Befunde sprechen dafür, dass es weniger ein allgemeines Desinteresse an Politik und Gesellschaft und auch nicht eine grundsätzliche Distanz zur Demokratie ist, die bei Jugendlichen zur Politik-verdrossenheit führt. Der auch weiterhin spürbare Vertrauensverlust richtet sich vielmehr an die Parteipolitik und damit natürlich auch an deren Repräsentanten. Große Unternehmen und Banken werden hierbei inzwischen mehr und mehr einbezogen.“
Die Jugendstudie ist ein „offenes“ Buch am Puls der Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Fragen der Wissen-schaftler in der repräsentativen Studie können auch mit Südtiroler Jugendlichen aufgegriffen und diskutiert werden. Chefredakteur Johannes Kofler hat es an der Oberschule ausprobiert, z. B. zu Fragestellungen der Studie selbst Umfragen erstellt oder Vergleiche mit einer ähnlichen Publikation des ASTAT aus dem Jahr 2009 durch-geführt. Ich kann den Tipp nur weitergeben; sich zu beteiligen will auch gelernt werden – als eine wichtige Kompetenz all jener, die Zukunft gestalten. Es geht hierbei um Zivilcourage und die Gelegenheit, sich eine eigene Meinung zu bilden, die Fähigkeit und den Mut sich auszutauschen, das Eigene auch in Frage zu stellen oder zu revidieren. Die Erfahrungen von Menschen sind wohl nie aus der Luft gegriffen. Die Fallstudien mit den 20 Jugendlichen in der vorliegenden Jugendstudie sind der beste Beweis dafür. Maria Vötter |
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