Virtuell und interaktiv Der Einsatz des Internets im Geschichtsunterricht und nützliche Web-Adressen Attraktive Adressen für Downloads können die Suche der Lehrperson nach geeigneten Unterrichtsmaterialien erleichtern, während die interaktive Zusammenarbeit von Schulklassen den geografischen Raum schrumpfen lässt. Neben dem virtuellen Besuch bekannter Museen ist die Durchforstung von Quellensammlungen, von Mediatheken und Bibliotheken empfehlenswert. von Walter Pichler Zielloses Surfen im Internet war gestern. An seine Stelle sind planvolle Arrangements von Lernumgebungen im Internet getreten, die multimediale und interaktive Zugänge zur Geschichte für Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Die Lehrperson bereitet die Lernumgebungen vor, legt Pfade an, auf denen die Lernenden – gemäß ihren Voraussetzungen – ihre Kompetenzen schulen. Schülerinnen und Schüler arbeiten hochmotiviert und eigenständig an Problemlösungen, während die Lehrperson ganz in der Rolle des Begleiters aufgeht bzw. die Lernprozesse begleitet und Ergebnisse begutachtet. Pro oder contra? Das Szenario ist auch deshalb verlockend, da mit der Anbindung von schulischen Inhalten an die virtuellen Lebenswelten der Jugendlichen eine erhöhte Motivation bei den Lernenden vermutet wird, was wiederum zur Entlastung der Lehrperson beiträgt. Doch stimmt das auch? Ist es nicht vielmehr so, dass der Zugang zum Internet die Jugendlichen im Geschichtsunterricht erst mal gehörig von den eigentlichen Lerninhalten ablenkt? Diese konkurrieren doch mit so lebenswichtigen Dingen wie Facebook, Youtube, Gratis-SMS und dgl. mehr. Viel Lernzeit ist uns im PC-Raum in den vergangenen Jahren verloren gegangen, indem wir von technischen Problemen gebremst wurden: PC-Abstürze, endlose Wartezeiten bei Anmeldungen über den Schulserver, Software, die zu Hause wunderbar funktionierte, aber mit den Sicherheitsbestimmungen an der Schule inkompatibel war. Manche fragen sich: Ist angesichts dieser Umstände der Gang in den virtuellen Raum für Lehrpersonen mit Schulklassen überhaupt empfehlenswert? Rahmenbedingungen klären Damit das Lernen im PC-Raum tatsächlich stattfindet, ist es sinnvoll, dass die Lehrperson vorab einige Rahmenbedingungen klärt. Es beginnt bei den technischen Voraussetzungen: Es reicht nicht aus, dass das neue Lernprogramm zu Hause auf dem PC gut gelaufen ist oder dass sich die Webseite mit allen Inhalten tadellos öffnen ließ. Die Frage ist: Funktioniert es auch im Netz an unserer Schule? Das kann nur die Probe aufs Exempel zeigen. Was garantiert mir, dass die Schülerinnen und Schüler im PC-Raum angesichts der zahllosen Verlockungen im „Weltweiten Netz“ tatsächlich das machen, was ihnen aufgetragen wurde? Die Ergebniskontrolle durch die Lehrperson? Die Fülle der Aufträge, die sie schier ächzen lässt? Die Überwachungssoftware am Lehrer-PC? Die Strafen, die bereits im Vorfeld als Konsequenz für unerlaubtes Surfen im Internet ausgesprochen werden? Die Anordung der PCs im Raum, die es der Lehrperson erlaubt, mit einem Blick alle Bildschirme zu erfassen? Ganz egal, wofür sich die Schule bzw. die einzelne Lehrperson entschieden hat, Tatsache ist: Ganz ohne Kontrolle geht es nicht. Denn die Versuchung, mit einem Mausklick bei einer angenehmen Nebentätigkeit zu landen, ist für viele Schülerinnen und Schüler unwiderstehlich groß. Was benötige ich? Die Angebote zur Geschichte sind im Internet inzwischen unüberschaubar groß und nehmen mit jedem Tag zu. Ich frage mich: Was benötige ich für meinen Unterricht und aus welchen Gründen setze ich es ein? Was ist brauchbar und zielführend? Im Hinterkopf sollte dabei nicht die Frage übersehen werden: Kann ich die zu vermittelnde Kompetenz im Unterricht ohne Internet gleich gut oder sogar besser vermitteln? Vielleicht auch mit weniger Zeitaufwand? Der Weg in den PC-Raum sollte gut bedacht sein, kann er sich doch auch als Zeiträuber par excellence entpuppen. Die Web-Adressen, die ich vorstelle, lassen sich in folgende Kategorien unterteilen: Virtuelle Museen, Online-Spiele, Virtuelle Historische Archive, Fernsehen und Internet, Themenportale und Bildungsserver.
Virtuelle Museen Sie bieten häufig 3-D-Rundgänge und fungieren als eine Art Schaufenster des realen Museums. Daneben finden sich auch reine Online-Museen. Ein Online-Rundgang mit Schülerinnen und Schülern – eventuell als Nachbereitung zu einem realen Museumsbesuch – kann zum Beispiel zur Vertiefung und Sicherung eingesetzt werden. Wenn ein realer Museumsbesuch ausgeschlossen werden muss, kann ein virtueller Abstecher zumindest einen Eindruck vermitteln.Siehe dazu: Kölner Dom: www.koelner-dom.deLouvre, Paris: www.louvre.fr/llv/commun/home.jsp Anne Frank Museum: www.annefrank.orgKZ Dachau: www.kz-gedenkstaette-dachau.de/gedenkstaette/rundgang.htmlHaus der Geschichte, Bonn: www.hdg.de/bonn/ausstellungen/interaktiv/ Touriseum Meran: www.touriseum.it Online-Spiele Gute Gratis-Online-Spiele zur Geschichte und zur Politischen Bildung sind selten. Mehrere Online-Spiele im Netz tragen ein „historisches Kostüm“, ohne jedoch historische Einsichten oder Kompetenzen vermitteln zu können. Folgende kann ich für den Unterricht uneingeschränkt empfehlen: Test zum Allgemeinwissen (Mittelschule): www.geo.de/GEOlino/spiele/online-spiele/2447.html „Last Exit Flucht“ (Mittel- und Oberschule): www.lastexitflucht.org Der Nachfolger von Syndrome X (Mittel- und Oberschule): http://www.syndromex.eu/public/homede.html Das Geschichte-Puzzle des Jugendlandtages: www.jugend.landtag-bz.org/de/suedtirol-gestern-und-heute/wichtige-jahreszahlen/
Historische Kataloge und ArchiveVirtuelle Kataloge sind Inventarisierungen von Beständen, beispielsweise der verfügbaren Medien zur Südtiroler Zeitgeschichte bzw. der Kulturgüter eines Landes. Sie verweisen auf Standorte, wo sich bestimmte Medien bzw. Objekte befinden. Historische virtuelle Archive lassen sich häufig online nutzen und erleichtern so die historische Recherche, etwa für Referate von Schülerinnen und Schülern. Siehe dazu: Medienkatalog zur Südtiroler Zeitgeschichte: www.mediathek.bz.it Der neue Kulturgüterkatalog: www.provinz.bz.it/katalog-kulturgueter/default_de.asp Film- und Fotodokumente des Archivio Storico Luce: http://www.archivioluce.com/archivio/ Historisches Archiv des Südtiroler Landtags: www.landtag-bz.orgFernsehen und Internet Immer mehr Sender bieten zu aktuellen Fernsehsendungen auch Internetangebote an. Neben dem Chat mit dem Experten finden sich in den Mediatheken der verschiedenen Sendeanstalten auch Unterrichtsmaterialien. Die 10-teilige Geschichtsdokumentation „Die Deutschen“ (2010 lief die zweite Staffel) ist so zur Gänze downloadbar und ist im Internet mit einer interaktiven Zeitleiste ergänzt (siehe www.diedeutschen.zdf.de).
Themenportale Ein Themenportal zur Politischen Bildung, das für den Unterricht eine Fülle an Materialien bereithält, betreibt die deutsche Bundeszentrale für Politische Bildung, unter http://www.bpb.de/ .Empfehlenswert sind auch die Seiten der UNICEF. Auf ihren Österreichseiten stellt die UNICEF Info-Materialien und Videos zu mehreren unterrichtsrelevanten Themen zur Politischen Bildung bereit und zeigt dabei auf, wie sich Kinderrechte durch 30-Sekunden-Spots attraktiv vermitteln lassen (siehe http://www.unicef.at/videos.html?&no_cache=1). Auch das Themenportal der Schule in Österreich bietet allerhand interessante Materialien und Downloads für den Geschichtsunterricht bzw. die Politische Bildung, darunter auch eine interaktive Zeitleiste zum Zeitalter der Entdeckungen, welche die Zusammenschau der verschiedenen Entdeckungen ermöglicht und über die wichtigsten Unternehmungen informiert: http://kids.schule.at/index.php?TITEL=Themenpark&artikel=1&kthid=9730 Die interaktive Zeitleiste findet sich unter: www.geo.de/_components/GEO/_static/animationen/epoche_timeline/index.html Bildungsserver Bildungsserver verstehen sich als Wegweiser zu Bildungsinformationen im Netz. Dabei geht es um den Verweis auf grundlegende und hochwertige Informationen und Internetquellen. So verweist der deutsche Bildungsserver www.bildungsserver.de beispielsweise auf www.pastperfect.at. Auf diesen Seiten begibt man sich auf eine Zeitreise zwischen 1492 und 1558, in die Welt der Renaissance und Reformation, in ein Zeitalter zwischen Kriegen und Seuchen, zwischen Weltuntergangsstimmung und Aufbruch in neue Wirklichkeiten. Eine Datenbank mit über 600 Texten und ein auf Hypertext basierendes Linksystem ermöglichen assoziatives und gezieltes Navigieren durch Raum, Zeit und Inhalt. „blikk“, der didaktische Bildungsserver Südtirols, beinhaltet einige Geschichte-Projekte für verschiedene Schulstufen zur Vergangenheit Südtirols. „blikk“ präsentiert sich seit Kurzem im neuen Kleid. Von der zentralen Einstiegsseite www.blikk.it geht es zu drei Verteilerseiten: „blikk für kids“, „blikk für teens“ und“blikk für alle“. „blikk“ bietet sich auch als Projektbörse an, um Partner für gemeinsame Projekte zu finden, als Lern- und Kommunikationsplattform zwischen Partnerklassen und als virtuelles Ausstellungsforum für gelungene Projektergebnisse.
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