Prosozial, fair und zivilcouragiert

 

Wird da jemandem übel mitgespielt? Und spielt hier noch jemand wohl oder übel mit? Wer ist betroffen, wer involviert, wen geht es nichts an? Scheinbar… oder doch?

 Ist „Mobbing“ ein Modebegriff für kleine oder größere Schikanen, die es immer gegeben hat? Häufen sich derlei Situationen heute? Was steckt hinter den neuen Formen von Gewalt und Ausgrenzung? Wie lassen sich eklatan-te Fälle und Szenarien, die hin und wieder ans Licht kommen und mit denen sich Lehrkräfte, Psychologen, Ärzte und Soziologen zu befassen haben, erklären? 

Als Tatort für Mobbing liegen Schule und Arbeitsplatz vermutlich gleichauf: Mit zunehmendem Leistungsdruck und Versagensängsten wachsen auch andere Sorgen und Nöte. Das Aggressionspotenzial nimmt zu. Klar, dass Probleme an oder mit Arbeitsplätzen auch aus einer erweiterten Perspektive zu sehen sind. Offensichtlich haben auch fehlgeleitete Interessen auf höchster politischer Ebene und Ränkespiele um den Machterhalt weit mehr mit Mobbing zu tun als mit hoher Diplomatie. Für den Staat, die Wirtschaft und Unternehmen spielen seit Jahren gegenläufige Ziele wie Konsum- und Produktivitätssteigerung auf der einen und Einsparungen auf der anderen Seite eine wesentliche Rolle. Was wird, muss, darf da alles auf der Strecke bleiben? 

Der übliche Zugang für Maßnahmen gegen Mobbing und Gewalt betrifft den Umgang miteinander. Hier sei auf den Beitrag „Schulfrieden lässt sich sichern“ von  Joachim Bauer und auch auf sein Buch „Schmerzgrenze – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt“ verwiesen. Michaela Rungaldier befasst sich in ihrem Artikel mit Bullying im Schulalltag, Harald Angerer mit Cybermobbing. Für besonders empfehlenswert halte ich zudem die Neuerscheinung „Wir können auch anders!“ von Christine Spies.  

Für die Institution Schule gilt: Sie ist unersetzbar für soziales und emotionales Lernen. Solidarität unter Men-schen war zu keiner Zeit selbstverständlich. Moralische Dilemmata müssen diskutiert und bearbeitet werden, Werte wie Empathiefähigkeit und Fairness gelernt, praktiziert und verinnerlicht, in den Gesellschaften gelebt, öffentlich vertreten und auch verteidigt werden.  

Es gibt zahllose junge Menschen, die prosozial handeln, indem sie z. B. Freiwilligenarbeit leisten oder ehren-amtlich tätig sind. Und jede/r von uns kennt Jugendliche, die sich fair verhalten und zivilcouragiert zeigen. Mit ihnen neue Zukunftsperspektiven zu entwickeln und annehmbare Lebensbedingungen sicherzustellen, ist ein Gebot der Stunde, das zu einem gemeinsamen Anliegen von Politik und Wirtschaft avancieren und nicht nur Nischen der Sozial- und Bildungspolitik besetzen sollte.

 
 

Maria Vötter,

Redakteurin

 

frei heraus

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