Die Mischung macht's!

Jugendarbeit und Schule in Kooperation

 

Informelles Lernen gerät heute vermehrt in den Fokus: Ein Lernen, wie es in Freizeitsituationen geschieht: im Jugendzentrum, in Jugendverbänden, in Sportvereinen oder einfach in der Clique, wo es unter anderem um folgende Fragen geht: Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen oder Gruppen? Wie verschaffe ich mir Aufmerksamkeit? Wie komme ich an Informationen, die ich gerade benötige?

von Karlheinz Malojer und Markus Göbl

 

Auf dem Feld des informellen Lernens besitzt die Jugendarbeit länger schon, als dieser Bildungsbegriff überhaupt gängig ist, reiche Erfahrung. Jugendarbeit orientiert sich konsequent an der Lebensrealität junger Menschen und besitzt daher ein gutes Gespür für deren Bedürfnisse. Lernen vollzieht sich dabei oft automa-tisch. Aus bildungswissenschaftlicher Sicht würde es sich durchaus lohnen, einmal näher zu beleuchten, was z. B. bei der Durchführung einer Konzertveranstaltung von Jugendlichen alles gelernt werden kann: Kulturmanagement, Werbung und Kommunikation, Medienarbeit, Gastronomie, Veranstaltungstechnik, Teamarbeit, Rechtliches und vieles mehr.

 

Wie kann Kooperation gelingen?

 

Will man Schule und Jugendarbeit erfolgreich zusammenspannen, braucht es natürlich die gegenseitige Anerkennung der Spezifika des jeweiligen Kooperationspartners. Was die Jugendarbeit betrifft, bedeutet dies, dass die Orientierung an den Bedürfnissen der Jugendlichen oberstes Gebot ist und eine gewisse Freiwilligkeit, wenn schon nicht bei der Teilnahme insgesamt, so doch bei vielen Einzelinhalten, auch im Kontext von Schulprojekten gegeben sein muss. Dann kann die Jugendarbeit ihre Stärken im informellen Bereich ausspielen. Gleichzeitig kann die Jugendarbeit nicht verlangen, dass die Schule ihren formellen Rahmen für ein Kooperationsprojekt völlig „über den Haufen wirft“. Im Folgenden werden einige gelungene Beispiele der Zusammenarbeit von Schulen, Jugendzentren und Jugenddiensten vorgestellt.

 

Kooperieren und eigenständig bleiben

 

Schule und Jugendarbeit, formelle Bildung und informelles Lernen – diese Kräfte für die Förderung junger Menschen zu bündeln und deren Vorbereitung auf das spätere Leben ist also ein vielversprechendes Modell der Gegenwart und Zukunft. Gleichzeitig darf die Jugendarbeit aber ihren Kernbereich nicht verlassen, nämlich das Schaffen von Freiräumen und freiwilligen Angeboten im Freizeit- und Kulturbereich. Der Trend zur verplanten Zeit von Kindern und Jugendlichen ist ohnehin sehr stark und aus entwicklungspsychologi-scher Sicht nicht uneingeschränkt zu begrüßen. Umso wichtiger ist es, dass die Jugendarbeit hier für einen gewissen Ausgleich sorgt.

Zudem müssen sich Jugendliche gerade in der Phase der Pubertät mit sehr vielen Veränderungen auseinan-dersetzen. Deshalb ist es wichtig, dass sie verschiedene Ansprechpartner/innen haben und dass diese auch zusammenwirken.

 

Gelungene Kooperationsprojekte

 

„My vision“ – Kunstprojekt 2010

Veranstalter: Jugendzentrum Jux von Lana in Zusammenarbeit mit der Mittelschule

Zielgruppe: alle Klassen der Mittelschule

Termine: ein Treffen pro Klasse im Herbst 2010 und Vorbereitung der öffentlichen Projektionen in der Gemeinde Lana

Ihre Wünsche und Vorstellungen von der Zukunft konnten die Jugendlichen frei zu Papier bringen. Als Hilfs-mittel gab es ein grafisches Element, das der Künstler Hannes Egger für sie vorbereitet hatte. Die Bilder und Collagen wurden besprochen und an den vier Adventsonntagen an Haus- und Kirchenwände in Lana projiziert.

„Easy Learning“ – Hausaufgabenhilfe

Veranstalter: Jugendzentrum Loop von Sand in Taufers in Zusammenarbeit mit der Mittelschule

Zielgruppe: Mittelschüler/innen

Termine: jeden Mittwochnachmittag während des Schuljahres

Das Angebot bestand aus dem Mittagstisch, der Hausaufgabenhilfe durch die pädagogischen Fachkräfte des Jugendzentrums und anschließender Freizeit im Jugendzentrum. Die Teilnahme war mit Ausnahme des Mittagessens freiwillig und kostenlos. Dass sie die Hausaufgaben im Jugendzentrum erledigen konnten, erlebten die Jugendlichen als eine gesellige Abwechslung und die Eltern als Entlastung.

„Abenteuer Leben“ – Liebe, Freundschaft, Sexualität

Veranstalter: Jugenddienst Bozen-Land in Zusammenarbeit mit den Mittelschulen

Zielgruppe: Schüler/innen der 3. Klasse

Referenten: jeweils eine Frau und ein Mann

Orte: außerhalb der Schule, z. B. „Haus der Familie“ in Lichtenstern am Ritten

Dauer: ganzjährig als Tagesveranstaltungen

Der erste Tag steht im Zeichen des gegenseitigen Kennenlernens, der Vereinbarung von Gruppenregeln und des Einstiegs ins Thema. Nach einer kurzen Pause thematisieren die Referenten die Persönlichkeit der Schüler/innen und vertiefen das Thema. Nach dem Mittagessen werden Arbeitsaufträge erteilt und gemein-sam oder in geschlechtsspezifischen Gruppen Folgerungen des Themas für die einzelnen Schüler/innen erarbeitet. Gegenseitige Präsentationen, die Besprechung von Fragen oder jugendgerechte Filme mit an-schließender Reflexion und Diskussion runden den Block ab. Ein schriftliches Feedback bildet den Schluss-punkt.

Als Ziele des Projektes gelten die Eruierung zentraler Themen und Probleme der Zielgruppe, eine jugend-gerechte Vermittlung von Informationen und Problemlösungsstrategien, die Entwicklung von Schlüssel-qualifikationen sowie die Vermittlung von positiver sozialer Erfahrung. Angestrebt werden auch die Sicherung und Förderung der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Sinne von Prävention, die Vermittlung und affektive Verankerung von Hilfsangeboten und insbesondere die nachhaltige Eingliederung der Minderjährigen im sozialen Netzwerk.

 

 
Karlheinz Malojer ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste.
 
Markus Göbl ist pädagogischer Leiter des Netzwerkes der Jugendtreffs und -zentren Südtirols.

PRAXIS