Männerlose Schule

Das Thema wird immer akuter und manche malen schon den Teufel an die Wand: eine „überfeminine“ Gesellschaft mit „Aussteiger-Männern“. Doch es gibt auch Gegenstimmen und sogar Tipps zu Vorsorgemaßnahmen.

von Ledi Turra Rebuzzi

 

Auf http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,682019,00.html Männermangel an Schulen  behauptet Birger Menkel „Lehrerinnen schaden Schülern nicht“. Auf die Frage, ob Mädchen die Jungs deswegen abhängen, weil männliche Lehrer fehlen, werden zwei neue Studien vorgestellt, die ergaben, dass die „Feminisierung" der Schulen den Jungen keineswegs schadet – eher im Gegenteil. Jungen profitierten weder beim Rechnen noch beim Lesen nennenswert von einem höheren Anteil männlicher Lehrer. Es fehle ein empirischer Beleg, dass die Leistungen der Schüler mit dem Geschlecht der Lehrer zusammenhängen.

J. Chr. Aigner fragt sich in http://www.kinderschutz.at/zeitung/90_kinderfreundlich.htm, ob eine Erziehung ohne Männer eine kinderfreundliche Erziehung sei und berichtet vom Projekt „Public fathers", in dem Biografien, Beziehungen, Berufswahlmotive und andere Eigenheiten der wenigen österreichischen Kindergartenpädagogen untersucht werden. Als Einstiegsbarrieren werden das geringe Gehalt und das schlechte Image des Berufs, die Vorurteile in den Peers und die „weiblichkeitslastige“ Ausbildung genannt. Doch wurde eine hohe Berufszufriedenheit festgestellt. Der Beitrag untersucht auch, was Männer pädagogisch anders machen als Frauen. Insgesamt spricht das Forschungsprojekt einem verstärkten Einbezug von Männern in die Elementarpädagogik ein hohes Innovationspotenzial zu und weist auf die generelle Notwendigkeit von höheren Gehältern, besseren Arbeitsbedingungen und einem höheren Niveau und einer größeren Vielfalt der verlangten Bildungsabschlüsse hin.

„Kinder sind keine Frauensache“ betont Katja Kasten in http://www.freitag.de/alltag/1009-lehrer-bildung-maenner-frauen-kinder-erziehung. Sie hat eine Hamburger Grundschule besucht, wo sich zwei Männer nicht von Vorurteilen abschrecken lassen und von der 1. bis zur 4. Klasse Musik und Motorik, aber auch Sport, Mathe und Deutsch unterrichten. Sie arbeiten jeweils mit einer Frau im Team und sind Ansprechpartner nicht nur für die Jungen. Auch Mädchen suchen oft die männliche Lehrkraft. Die zwei Lehrer wünschen sich eine größere Akzeptanz für den Beruf und möchten beweisen, dass die Auffassung „Kleine Kinder seien Frauensache“ nicht stimmt.

Von einer besonderen Initiative berichtet Stefan Corssen auf  http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1266504503995.shtml. Eine kleine Gruppe von Viertklässlern in Agathaberg haben eine AG gegründet und suchen nun unter dem Titel AG Mentos –  abgeleitet von „Men to School“ – tatkräftige Lehrer. Sie entwickelten neun große Plakate mit der Aufforderung „Mann, werd Lehrer!“ An den Gymnasien sollen die Plakate Abiturienten, aber auch Schüler der Klassen neun und zehn ansprechen, die einen Platz für ein Praktikum suchen.

Verena Müller befragte den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes (DL) Josef Kraus zur fortschreitenden Feminisierung im Lehrerberuf auf  http://www.lehrerverband.de/femin.htm. Dieser findet es für Jungen und Mädchen gleichermaßen ungünstig, wenn die Kinder keine männlichen Verhaltensmuster mehr kennenlernen, das sei nötig, „sei es als Vorbild, sei es, um sich daran reiben zu können (auch im Sinne des Erlernens eines konstruktiven Umgangs mit Gewaltimpulsen)“.

«Väter raten ihren Söhnen häufig vom Lehrerberuf ab», meint die Psychologin Christine Bieri-Buschor auf http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/vaeter_raten_ihren_soehnen_haeufig_vom_lehrerberuf_ab_1.5266197.html. Unwissenheit und fixe Rollenbilder hielten Männer von den Schulen fern, und die Debatte zur Feminisierung des Lehrerberufs dürfe nicht auf Kosten der Frauen geführt werden. Zudem schlössen sich Karriere und Gestaltungsfreiheit im Lehrerberuf nicht aus. Im Interview mit M. Daum erklärt sie, weshalb ein Mann Primarlehrer wird. Und wie man Männern den Lehrerberuf schmackhaft machen könnte.

„Sag mir, wo die Männer sind!“, fragt sich L. Hasler auf http://www.phtg.ch/uploads/media/Referat_L._Hasler.pdf und nimmt Stellung zum „Rückzug der Männer aus der Volksschule“. Er meint: „ Männer sollen Männer sein dürfen. Auch als Lehrer. Dann gäbe es eher welche“. Hasler rechnet mit der sprachlichen Heuchelei in der geschlechtsneutralen Bezeichnung „Lehrperson“ ab, analysiert in kurzweiligem Ton die Lehrermisere an den Schulen und findet auch praktikable Lösungsvorschläge.

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