Männer in die Verantwortung nehmen

 

Am Ende des Rundgesprächs zu dieser Ausgabe entwickelte sich sozusagen „off records“ eine rege Diskussion über Gott und die Welt, die philosophischen Hintergründe des thematisierten Männermangels und die Auswirkungen der zahlreichen Reformen. Und wieder passierte es: Wir gerieten ins  Jammern. Das ist ein altbekanntes Phänomen in unserer Berufsgruppe. Armin Bernhard brachte es auf den Punkt, nachdem er uns eine Weile zugehört hatte: Jammern hat noch nie geholfen. Wir brauchen Lösungen und keine Klagen.

Ich habe einen ganz banalen Vorschlag: Wir sollten nicht darauf warten, dass die Männer von alleine kommen, sondern wir müssen sie fragen. Und zwar sollten wir Lehrerinnen und Lehrer das selbst tun. Wir alle sind gefordert, die Lehrerverbände, das Schulamt, die Schulverwaltungen, die Universität, unsere Zeitschrift, die Landesrätin. Gehen wir also hin in die Schulen und versuchen wir dort den männlichen Nachwuchs zu begeistern. Marco Buraschi hat im Rundgespräch dazu darauf hingewiesen, dass dies nur gelingen kann, wenn die Buben die Schule mögen, wenn sie Erfolg haben, wenn Schule für sie positiv besetzt ist. Wie sollen sie dann als Männer in diesen Beruf finden, wenn das Gegenteil der Fall ist? Wenn wir also gegensteuern wollen, müssen wir ganz unten ansetzen, vor allem aber auch einen langen Atem beweisen, denn so schnell werden Imagekampagnen und Werbemaßnahmen nicht greifen.

Ein zweiter Aspekt erscheint mir sehr wichtig: „Schule ohne Männer“, der Titel dieser Ausgabe, suggeriert ein Manko, das  den Schülerinnen und Schülern möglicherweise zum Nachteil gereicht, vielleicht auch zur Benachteiligung der Jungen führt. Das ist zum Teil wohl auch so. Unbewusst (oder schlimmer noch, bewusst?) wird dadurch aber die Arbeit der Lehrerinnen herabgesetzt, so, als ob sie für diesen Mangel verantwortlich wären und so, als ob sie nur zweite Wahl wären, weil es an der „ersten Wahl“ eben mangelt. Dem ist schärfstens entgegen zu treten!

Frauen arbeiten als Lehrerinnen nicht schlechter (wahrscheinlich auch nicht besser) als Männer. Es geht um ganz anderes, nämlich eine ausgewogene Erziehung unserer Kinder in einer pluralen Gesellschaft.

Sowohl Mädchen als auch Buben brauchen männliche und weibliche Identifikationsmöglichkeiten, sollen eine Vielfalt an Verhaltensmustern kennenlernen, die ihnen auch neue und erweiterte Perspektiven eröffnen. Dazu müssen auch Männer in die Verantwortung genommen werden und mit Frauen an einem Strang ziehen.

 

 
 

Johannes Kofler

Chefredakteur

 

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