V.A.S.

 

Hochverehrte Leserinnen und Leser!

 

Ich wusste ja immer schon, dass unsere unermüdliche Arbeit endlich Früchte tragen würde! Nun ist es soweit und die Schule schafft sich selber ab! Es geschieht in langsamen Schritten, hat ganz oben angefangen und ist schlussendlich draußen, in den Schulen, angekommen:

Da ist es doch tatsächlich einer Schule gelungen, der einschläfernden Gleichmäßigkeit der immergleichen Stundenpläne subversiven Glanz zu verleihen. Es beginnt ganz harmlos um 7.50 Uhr. Doch die erste Stunde dauert nur 49 Minuten. Die zweite hingegen ist auf 48 Minuten beschränkt. Wer nun ein Gesetz der  Regelmäßigkeit zu erkennen glaubt, sieht sich enttäuscht, denn die dritte Stunde umfasst wiederum 49 Minütchen. Nach der Pause (jene dauert übrigens 14 Minuten, samstags allerdings nur deren 13!) hat’s wieder 48. Und so weiter. Die zweite Stunde dauert also von 8.39 Uhr bis 9.27 Uhr. Keine Sekunde länger. Wollen Sie sich mal ausrechnen, wann Sie kommen müssen, wenn Sie die fünfte Stunde Unterricht haben? Bitte, ich kann warten!

Eigentlich hatte man die Minute auch noch teilen wollen, aber man konnte die Schulglocke nach dreißig Sekunden nicht betätigen. Doch dieses Projekt wird sicher noch umgesetzt, das ist nur eine technische Frage.

Das Spiel mit den Minuten lässt sich übrigens noch eine ganze Weile weitertreiben, so sind die Nachmittage und der Samstag (ja, es gibt noch Schulen mit Samstagsunterricht!) mit weiteren erfrischenden Varianten bestückt; ich erspare Ihnen die Details.

Und damit sich ja niemand daran gewöhnen kann, machen wir im zweiten Semester alles anders. Da dauert die erste Stunde dann 48 Minuten und, Sie erraten es, die zweite 49 Minuten.

Sie glauben, das sei nur Satire oder höchstens etwas ironisch überzogen? Weit gefehlt! Die Realität hat längst die Fantasie der Satiriker überflügelt. Es gibt diese Schule tatsächlich, sie ist sogar die größte des Landes. Herzliche Gratulation zur Umsetzung dieses mutigen Projekts!

Herzlichst

Ehrenfried Schullerer

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