V.A.S.

Hochverehrte Leserinnen und Leser!

 

Unser ehrenamtlicher (!) Einsatz zur Abschaffung der Schule erfährt zunehmend Anerkennung, auch von höchster Stelle. Ich darf ganz unbescheiden behaupten, mir einen glänzenden Ruf als Fachmann für innerschulische Devolutionsprozesse erworben zu haben. Letzthin bot mir die Landesregierung einen hochdotierten Beratervertrag an. Ich nahm selbstverständlich an. (Das Honorar geht übrigens an eine Treuhandgesellschaft, die mein Bruder gemeinsam mit meiner Frau führt. Schließlich arbeitet unser Verein ehrenhalber.) Der Personallandesrat wollte von mir ein Konzept, um möglichst widerstandslos und rasch 20 Mio. Euro beim Schulpersonal einzusparen. Hier ein Auszug aus dem Papier, das ich ihm umgehend zukommen ließ:

 

Voraussetzungen schaffen, Alternativlosigkeit aufzeigen:

  • Stellen Sie zunächst fest, dass Bildung für Sie allerhöchste Priorität hat und Lehrer/innen großartige Arbeit leisten würden.
  • Behaupten Sie dann wie selbstverständlich, dass beim Personal eingespart werden muss. Gehen Sie nicht auf Ablenkungsmanöver ein, die behaupten, es handele sich bei diesen Subjekten um Menschen.
  • Denken Sie auf keinen Fall daran, dass Sie als Landesrat auch für Flughafen, Fahrsicherheitszentrum, Förderung der Handelskammer, Technologiepark zuständig sind. Mauern jammern und protestieren nicht.
  • Schieben Sie alle Verantwortung auf Monti ab. Das geht immer.

 

Divide et impera:

  • Schüren Sie Neid und Missgunst, indem Sie behaupten, einige Lehrer würden nur 20 x 40 Minuten pro Woche arbeiten. Diese Botschaft ist einfach und, einmal in die Welt gesetzt, nicht mehr aus ihr zu schaffen.
  • Erwähnen Sie häufig, dass Privilegien abgebaut werden müssten.
  • Behaupten Sie, dass viele Lehrpersonen Ihnen Unterstützungsmails schicken würden. (Das kann niemals kontrolliert werden.)
  • Tun Sie Kritik und Proteste als Aktionismus ab.

 

Bei den Schwächsten ansetzen:

  • Fangen Sie beim unbeliebtesten Personal an: Jeder denkt, dass die Verwaltung aufgebauscht ist, niemand weint Sekretärinnen nach.
  • Gehen Sie dann zu Laborassistenten und ähnlichen Figuren über. Wer wird sie schon verteidigen? Die meisten Lehrer/innen denken sowieso, dass die nichts tun. Solche Vorurteile lassen sich weidlich nutzen.
  • Dann kommt Bibliotheks- und Reinigungspersonal dran. Sie gelten in der Schule ohnehin schon als Angestellte zweiter Klasse.
  • Beachten Sie Signale aufkommender Solidarisierung nicht. Am Ende sind das alles Träumer in Elfenbeintürmen; die werden nie wirklich zusammenhalten.

Da soll nochmal jemand behaupten, der V.A.S. habe keinen Einfluss!

Herzlichst

Ihr Ehrenfried Schullerer

satire