Wege und Umwege

 

Schullaufbahnen. So mannigfaltig und verschieden Menschen und ihre Charaktere sind, so unterschiedlich sind auch ihre Schullaufbahnen. Sie können sich zwar abschnittsweise gleichen oder sogar identisch sein, betrachtet man aber Details oder Teilstrecken genauer, werden immer wieder Variationen ins Auge springen.

Schullaufbahnen sind im Kleinen wohl den Lebenswegen als Ganzes ähnlich. Da gibt es Wege und Umwege, aber auch Abwege und Irrwege und nicht selten muss nach Auswegen gesucht werden. Das geschieht wohl besonders dann, wenn dem/der Betroffenen das Ziel nicht klar vor Augen liegt. Doch wem kommt die Planung der Schullaufbahnen zu? Erste Abschnitte planen mit Sicherheit die Eltern und auch nach den Pflichtschuljahren versuchen sie meistens – bewusst oder unbewusst – ihre Sprösslinge in die richtigen Bahnen zu weisen. Zum Großteil wollen sie ja nur das Beste für sie! Früher oder später nehmen dann die Jugendlichen (hoffentlich) selbst das Zepter in die Hand und treffen die Entscheidungen für ihren schulischen und beruflichen Werdegang.

Eine nicht unwesentliche Rolle beim Bewältigen des schulischen Bildungsweges spielt die Zeit. Deuten die Bestandteile des Wortes „Schullaufbahn“ etwa darauf hin, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Schulzeit im Eiltempo hinter sich bringen sollen? Wäre für viele nicht ein Gehen oder gar ein Schlendern sinnvoller und fruchtbringender, für ihr Leben hilfreicher, angenehmer? Bedeutet Laufen in manchen Fällen nicht eine unnötige Überforderung? Es heißt wohl für jede/n die richtige Balance zwischen Schieben und Ziehen zu finden, um den schulischen Anforderungen im jeweils angemessenen Tempo gerecht zu werden, ohne dabei weder einer Über- noch einer Unterforderung ausgeliefert zu sein.

Viele sehen es als erstrebenswert, in möglichst kurzer Zeit, also ohne Umwege, das gesteckte Bildungsziel zu erreichen, um ins Berufsleben einzusteigen. Doch hier möchte ich den Vergleich mit einem Wanderer bzw. Bergsteiger anführen: Ist die Bereicherung oder Erfüllung des Bergsteigers, der in kürzester Zeit den Gipfel erklimmt, größer als die des Wanderers, der versteckte kleine Wanderwege benutzt, die ihn durch faszinierende Schluchten, blühende Wiesen und ruhige Wälder führen und ihn die Vielfalt der Natur und ihre ergreifende Schönheit spüren lassen?

Wenn es gelingt, auf dem Weg, den man gewählt hat, sich selbst zu begegnen, wird man auch das angestrebte Ziel erreichen.

Johanna Mitterhofer, Redakteurin

 
 

Johanna Mitterhofer, Redakteurin

 

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