Bücher zum THEMA

 

 

Largo, Remo H.

Wer bestimmt den Lernerfolg: Kind, Schule, Gesellschaft?

Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 2013,111 S.

Remo H. Largo drückt sich in seinen Aussagen unmissverständlich und klar aus: „Alle Kinder sind Unikate. Sie kommen einmalig auf die Welt und werden im Laufe des Lebens immer verschiedener.“ „Seit Jahrhunderten umkreisen wir mit unterschiedlichen Vorstellungen die Institution Schule, beim Individuum Kind sind wir immer noch nicht angekommen.“ „Wir reiten auf den Schwächen herum, verunsichern die Kinder und vergessen dabei, ihre Stärken zu fördern.“

Auf der Grundlage seiner jahrelangen Forschungstätigkeit bricht der Kinderarzt und spätere Hochschullehrer Remo H. Largo Denkgewohnheiten auf und fordert, dass Schulen endlich autonom werden und selbst lernen, um zu verstehen, „wie Kinder ticken“, damit jedes Kind auf seine Weise das tun kann, was alle Kinder ohnehin wollen: lernen.

In einem Gespräch mit dem Bildungsjournalisten Reinhard Kahl gibt er Einblicke in sein Forscherleben und seine Arbeit und zeigt die wichtigsten Erkenntnisse auf.

 

Bergmann, Wolfgang

Lasst eure Kinder in Ruhe!

München: Kösel, 2011,142 S.

„Fördern – bis in der Seele alles leer ist“ und „Wie lernen unsere Kinder ihre Welt kennen – und werden mutig und schlau?“ So überschreibt Wolfgang Bergmann Teil 1 und Teil 2 seines handlichen Werkes.

Der 2011 verstorbene Erziehungswissenschaftler richtet sich gegen den allgegen-wärtigen Förderwahn in der Erziehung, werden doch zahlreiche Kinder bereits lange vor dem Schul-eintritt von ihren Eltern zu Kursen angemeldet – alles aus dem Wunsch heraus, ihnen von Anfang an eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.

Bergmann zeigt auf, warum Frühförderung die kindliche Intelligenz sogar behindern kann und was Kinder wirklich brauchen. Der Grat zwischen Förderung und Überforderung ist schmal, die Verunsicherung groß.

Bergmann appelliert an die Eltern, Kinder nicht länger um ihre Kindheit zu bringen.

 

 

Renz-Polster, Herbert/Hüther, Gerald

Wie Kinder heute wachsen

Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 2013,264 S.

Gemeinsam führen uns der Kinderarzt Herbert Renz-Polster und der Neurobiologie Gerald Hüther zu den Quellen, von denen eine gelungene Entwicklung unserer Kinder abhängt. Zu finden sind diese Quellen in der Natur. Sie soll der wichtigste Erziehungspartner der Eltern sein. Die Autoren gehen der Frage nach, ob unter Natur nur das „große Draußen“ der Wiesen, Wälder, Parks, Spielstraßen und Hinterhöfe zu verstehen sei oder ob sich Natur auch „drinnen“ finden lasse, z. B. in der großen, weiten Welt hinter den Bildschirmen.

Eltern wollen glückliche und starke Kinder, die sich später als Erwachsene frei, selbstsicher und schöpferisch in ihrer Welt bewegen und sie gestalten. Doch wie wird die Zukunft in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen? Welche Kompetenzen werden gefordert sein für ein erfolgreiches Leben? Eltern sind verunsichert und glauben nur zu gerne, dass mehr Leistung im Kindesalter gleichbedeutend sei mit Glück im späteren Leben. Übertriebene Frühförderung und Überbehütung sind die Konsequenz.

Es stellt sich die Frage, ob es Alternativen für den Lern- und Entwicklungsstress gibt, den Kinder heute zunehmend auszuhalten haben. „Ja, die gibt es“, sagen die beiden Autoren und beschreiben die Quellen für eine gesunde Kindesentwicklung: Unmittelbarkeit in der Erfahrung, Freiheit im Tun, Widerständigkeit im Handeln und Bezogenheit auf andere. Je unstrukturierter, freier und reizvielfältiger der Entwicklungsraum von Kindern ist, desto besser verläuft ihr psychisches und physisches Wachstum. Sie finden diesen Raum vor allem in der Natur. Hier können sie ihre körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklungsbedürfnisse optimal befriedigen. Anschaulich und eindrucksvoll entwickeln die Autoren eine neue Balance zwischen dem Drinnen und dem Draußen, zwischen realer und virtueller Welt.

Maria Vötter

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