V.A.S..

Hochverehrte Leserinnen und Leser!

 

Es lohnt sich, den Begriff „fördern“ einmal ganz genau in all seinen Facetten zu betrachten. Um zum Kern der Dinge vorzustoßen, müssen wir ihre Ursprünge untersuchen. Und so wollen wir doch einmal gemeinsam das Wort ganz im Wortsinne untersuchen und all seine semiotischen Varianten herausarbeiten. (Ich nehme den Duden zuhilfe, die Synonyme dort sind unglaublich luzide.)

„fördern“ im Sinne von „herausholen“ (Eisenerz fördern): Kinder sind wie Bergwerke. Das Gute in ihnen muss mit großem Aufwand und viel Energie-Input aus ihnen heraus gefördert werden. Dazu sind oft auch (mentale) Sprengarbeiten notwendig. Leider fällt meist viel Abraum an, der muss dann beiseite gefördert werden.

Das führt zu „fördern“ wie ein „Förderband“: Lehrkräfte sind Förderbänder für Zöglinge. Wir befördern Schülerinnen und Schüler durch ihre Schullaufbahn. Im Duden steht bei „(be)fördern“: Transportieren in eine höhere Stellung. Wie schön, dazu muss nichts weiter gesagt werden!

„fördern“ im Sinne von „subventionieren“: Kinder und Jugendliche sind Teile des großen Staatsbetriebes und müssen folglich subventioniert werden, da sonst ihr einwandfreies Funktionieren nicht gewährleistet ist. Dazu muss ihre Leistung gefördert werden, also „fördern“ im Sinne von „beschleunigen“, „voran-treiben“.

Wir müssen die Kinder in ihrem Fortkommen antreiben, weitertreiben, sonst können sie ihre Stellung in der Gesellschaft dereinst nicht ausfüllen. Ein sinnreiches Bild aus dem Neudeutschen: Fördern als Booster!

Sie können die Kleinen auch „fördern“ im Sinne von „protegieren“. Dazu steht im Duden: In gönnerhafter Weise behandeln, begünstigen. Begünstigen Sie bitte jene Rädchen in der großen Maschine, von deren Drehen wir uns die förderlichste Funktion erwarten können.

Die anderen können Sie getrost beiseite fördern.

 

Herzlichste Grüße

Ihr Ehrenfried Schullerer

satire