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„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, besagt ein afrikanisches Sprichwort. Man kann jedoch den Boden bereiten, die Wachstumsbedingungen optimieren und der Pflanze Licht und Raum gewähren. Wo aber verläuft die Grenze zwischen Wohl und Wahn?

von Ledi Turra Rebuzzi

 

Googeln wir das Wort „Lernförderung“,  so finden wir im Netz 316.000 Nennungen, für „Förderwahn“ sind es immerhin 19.000. Damit ließe sich beweisen, dass der Begriff „Lernförderung“ weitaus mehr umfasst als nur das Beheben von Leistungsschwächen. Und doch verstummen die Unkenrufe nicht. Da lesen wir von „Förder-Hysterie“, von „Förder-Wut und Förder-Wahn“ und sogar von „Helikopter-Eltern“. Doch der Reihe nach.

Der Beitrag auf http://www.focus.de/schule/familie/hirnforschung-foerderwahn-von-eltern-schadet-den-kindern_aid_675128.html verweist auf eine „Erziehung im Dauerstress“, weshalb viele Eltern ihre intuitive Art zu erziehen verloren hätten. Stattdessen sollten sie akzeptieren lernen, dass manche Kinder in Teilbereichen langsamere Entwicklungsfortschritte machen als ihre Altersgenossen.

Auf der Seite http://www.urbia.de/magazin/familienleben/erziehung/foerder-wut-und-foerder-wahn können Sie das Interview mit W. Bergmann über Sinn und Unsinn der aktuellen Förderbegeisterung lesen, der sich kritisch zu „lern-förderndem“ Spielzeug äußert: „Einen Bereich eines Kindes schon früh ganz besonders zu fördern, nützt dem Kind nicht, im Gegenteil, es reduziert seine Vielseitigkeit. Und diese Reduzierung wird durch Förderung nicht ausge-glichen.“

Zum „Förderwahn“ äußert sich auch A. Krumpholz-Reichel auf http://www.mobile-elternmagazin.de/erziehung/entwicklung/details?k_onl_struktur=385568&k_beitrag=48833. Unterhaltsam schildert sie den verplanten Alltag von Kindern, deren Beschäftigungen nach den richtigen Entwicklungsfenstern ausgewählt werden, während ihre persönlichen Vorlieben unbeachtet bleiben.

Wer gern eine Satire liest, sei auf http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2013-03/englisch-eltern verwiesen. In „Not before the child“ karikiert M. Spörrle den Bildungswahn einer Mutter, die ihr Kindergartenkind und dessen Freunde zwingt, Englisch zu reden.

Und auf http://www.n-tv.de/panorama/Die-gepamperte-Generation-article11563131.html ist die Rede von „Helikopter-Eltern“, die überfürsorglich nur noch um ihre Kinder kreisen. „Das besonders Gute ist oft der Feind des Guten.“ Allerdings wird auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich um Schulthemen stark zu kümmern und Kindern im Schulalltag zu helfen.

Der Identifikation und Förderung von Begabungen im schulischen Kontext widmet sich A. Holzinger in http://www.plattform-educare.org/Dissertationen/Begabung_indentitfikation%20und%20foerderung.pdf. Besonders in Kap. 6 geht sie auf die schulische Begabungsförderung ein und untersucht den begabungsfördernden Unterricht im Spiegel der neuen Lernkultur. Wesentliche Merkmale sind der Individualisierungsansatz, „eine Haltung, die von Wertschätzung und Achtung vor dem einzelnen Menschen und den persönlichen Unterschiedlichkeiten geprägt ist“ und Differenzierungen im Lernprozess, in der methodischen Lernbegleitung, in der Wahl der Medien und des didaktischen Materials, in den Zeitvorgaben, der persönlichen Hilfestellung und in der Leistungsbewertung einschließt.

Eigenverantwortlich und selbstreguliert lernen zu können, ist das Ziel der schulischen Förderung. „Mit individuellem Fördern ist gemeint, dass jeder Schülerin/jedem Schüler die Chance gegeben wird, ihr bzw. sein motorisches, intellektuelles, emotionales und soziales Potenzial umfassend zu entwickeln und dass sie bzw. er durch geeignete Maßnahmen, wie z. B. durch die Gewährung ausreichender Lernzeit, durch spezifische Fördermethoden, durch angepasste Lernmittel und gegebenenfalls durch Hilfestellungen weiterer Personen mit Spezialkompetenz unterstützt wird.“

Der individuellen Förderung in der Schule widmet sich auch der Vortrag von I. Kunze auf http://lehrerfortbildung-bw.de/allgschulen/bbbb/3_indiv/vortrag_bad_wildbad_030310_final.pdf. Darin geht es u. a. um die Einstellung der Lehrkräfte zur Individualisierung, um die Anforderungen an Lehrer/innen, um Kompetenzen und professionellen Umgang mit Ambivalenzen, die Anforderungen an Schüler/innen und um die Wirksamkeit von individueller Förderung. Auffallend ist, dass die meisten individuelle Förderung als Anpassung an Leistungsanforderungen verstehen, die dazu dient, die Stärken aus- und die Schwächen abzubauen. Kunze kommt zum Schluss, dass die individuelle Förderung im Unterricht noch nicht systematisch verankert ist und keine Tendenzen zu einer generellen Veränderung der Lernkultur erkennbar sind.

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