Lanthaler, Franz

Texte zu Sprache und Schule in Südtirol (1974-2012)

herausgegeben von

Hans Drumbl und Horst Sitta

Meran: Edizioni Alphabeta Verlag 2012

 

Franz Lanthaler ist sicher allen ein Begriff, die in Südtirol mit Schule zu tun haben, besonders aber den Leserinnen und Lesern von „forum schule heute“, die ihn in zahlreichen Beiträgen kennengelernt haben.

Die Herausgeber dieses Buches, Horst Sitta und Hans Drumbl, selbst international anerkannte Sprachforscher, schreiben über ihre Motivation, die kleineren Schriften Lanthalers (erneut) dem interessierten Publikum zugänglich zu machen, Folgendes: „Es sind Lanthalers scripta minora, die hier versammelt sind, gleichsam die Brosamen am Weg eines unermüdlich Schaffenden… Über alles Kleine und Enge, Kleinliche und Beengende hinweg hat Franz Lanthaler die Zukunft der Schüler seiner Generation zum Thema gemacht, unbeirrt weiter auch die Zukunft der nachfolgenden Generation und, so nötig, auch die Jugend von heute.“ (S. 8)

Gesammelt sind Artikel, Beiträge und Referate Lanthalers von den Jahren 1974 bis 2012, die in pädagogischen Zeitschriften (z. B. in „forum schule heute“) und Fachpublikationen abgedruckt oder auf Tagungen vorgetragen worden waren.

Im ersten Teil des Buches geht es vor allem um Beiträge aus und zur Sprachforschung in Südtirol; dabei reichen die Inhalte über spezielle wissenschaftliche Untersuchungen zu Bereichen des Dialekts, der Zweisprachigkeit bzw. inneren und äußeren Mehrsprachigkeit bis hin zu soziolinguistischen Aspekten; man findet zudem sehr spezielle Beiträge wie etwa die Übersetzung und Interpretation eines alten Gebetsfrieses in einem Getreidespeicher oder zur Kasusmarkierung in Südtiroler Dialekten; immer wieder sind aber auch Überlegungen zum Umgang mit dem Dialekt im pädagogisch-didaktischen Bereich zu finden.

Im zweiten Teil stehen Überlegungen, Analysen, Anregungen und Kritik in Bezug auf Unterricht im Allgemeinen, Sprachunterricht im Speziellen und Schulrealität im Gesamten in Südtirol an. Die chronologische Anordnung der Beiträge nach ihrem Erscheinungsdatum dokumentiert dem Leser und der Leserin in gewisser Weise auch die Geschichte der Sprachdidaktik und pädagogischen Diskussion in Südtirol und es überrascht bisweilen, dass gegenwärtig gewisse von Lanthaler bereits vor Jahrzehnten beobachtete Befindlichkeiten und Problematiken immer noch dieselben sind, dass offensichtlich gewisse Themen auch noch nach zwanzig Jahren (unbegründeter Weise) Konfliktpotenzial haben, dass Lösungsvorschläge, obwohl wissenschaftlich fundiert und absolut überzeugend dargestellt, aufgrund von soziopolitischen Dynamiken immer noch nicht nachhaltig realisiert werden konnten. Genau deswegen ist dieses Buch aber auch hochaktuell.

Wenn jemand Franz Lanthaler auch nicht persönlich kennt, so erlebt er/sie ihn über diese seine Texte und kann das nachvollziehen, was die Herausgeber meinen, wenn sie schreiben, er sei ein Humanist „mit einer unerschöpflichen Energie, wenn es um die Menschen im Land geht, junge oder alte, und vor allem, wenn es um die Sprache geht, in all ihren Varietäten, Nuancen und Gebrauchsformen.“ (S.9)

Anna Christoph

rezension