Kunst, Kultur und NaturerlebnisDie Werkstattwoche in Corte Della Miniera bei Urbino ist eine Alternative zu den üblichen Lehrfahrten, in der Kultur und Kunst in einem kreativen Prozess erlebt werden. Die Struktur ist speziell für Schulen konzipiert und bietet Unterkunft, Verpflegung und verschiedene Kunst-Kurse für alle Schulstufen. von Graziano Corte Metto Sobald man in Pesaro die Autobahn verlässt, führt eine kurvige Straße durch die wunderschöne, hügelige und wenig besiedelte Landschaft, hin zu der ehemaligen Schwefelmine in Corte della Miniera, einer kleinen Fraktion des bekannten Universitätsstädtchens Urbino in der italienischen Region Marche. Das Areal wurde vor etwa zwanzig Jahren zu einem „Agrotourismus-Betrieb“ mit Kunstwerkstätten umgebaut. Idyllische Landschaft Inmitten einer suggestiven Landschaft thront, als Zeugnis der Vergangenheit, der ehemalige Aufzugsturm, der die Arbeiter in den Minenschacht hinab führte. Die Struktur besteht aus mehreren kleinen Gebäuden, in denen Einzelzimmer, Mehrbett-zimmer, kleine Wohnungen, Speisesaal, Aufenthaltsraum, Küche, Bar, Werkstätten und Sekretariat untergebracht sind, alles in einem spartanischen Stil. An sonnigen, heißen Tagen kann man sich im Schatten der großen Bäume oder im Schwefelwasser-pool erfrischen oder sich einfach nur in der schönen Grünanlage unter der Sonne bräunen. Es herrscht eine gemütliche und entspannte Atmosphäre, die Menschen sind sehr gastfreundlich und zuvorkommend. Die Unterkünfte sind einfach, aber sauber, die Küche ist traditionell und schmackhaft, die Kurse in den Werkstätten werden von professionellen und begabten Künstlern und Kunsthandwerkern geleitet. Im Sekretariat kann man sich die Informationen für Tagesausflüge einholen oder auch Führungen reservieren lassen. „Settimana verde“ im Frühling Bereits seit zehn Jahren wird für die Schüler/innen der dritten Klassen der Kunstfachrichtung des Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“ in Bozen eine Werkstattwoche in Urbino organisiert. Diese „settimana verde“, wie sie auch genannt wird, ist bei den Jugendlichen sehr beliebt. Die sechstägige Lehrfahrt steht in einem vorteilhaften Preis-Leistungs-Verhältnis und kann daher von allen in Anspruch genommen werden. Wegen des angenehmen Klimas ist es empfehlenswert, die Lehrfahrt im Zeitraum von Mitte April bis Ende Mai durchzuführen, ansonsten kann es sehr kalt und feucht werden. Zwischenstopp Bologna Am Montag um 8.00 Uhr starten wir mit unserem Reisebus in Bozen. Nach etwa vier Stunden sind wir in Bologna, hier besichti-gen wir die Kunstakademie, das Universitätsviertel (Bologna hat die älteste Universität Europas) und das Stadtzentrum, wo wir auch Zeit zum Entspannen und Essen haben. Gegen 16.00 Uhr setzen wir unsere Fahrt fort und erreichen nach etwa drei Stunden in der Abenddämmerung unser Reiseziel. Wir beziehen unsere Zimmer und warten hungrig auf das Abendessen. Vor dem Schlafengehen ist noch Zeit, die neue Umgebung zu erkunden und Pläne für die nächsten Tage zu schmieden. Siebdruck und Raku-Technik Am Dienstag um 8.00 Uhr treffen wir uns zum Frühstück und dann um halb neun geht es ab in die Werkstätten. Wir haben zwei Kursangebote in Anspruch genommen, die wir abwechselnd in Gruppen besuchen. Im Siebdruck-Kurs werden die Schüler-/innen mit dieser Drucktechnik vertraut gemacht, indem sie eine Zeichnung anfertigen, diese auf Klarsichtfolie übertragen und auf einem Drucksieb belichten. Anschließend drucken sie das erzeugte Bild in der gewünschten Farbe im Schablonenverfahren auf ein Blatt Papier und ein T-Shirt. Im Rakubrand-Kurs modellieren die Schüler/innen ein Tongefäß. Dieses wird nach dem ersten Brand mit den Glasurfarben nach eigener Vorstellung dekoriert und anschließend in einem offenen Raku-Ofen ein zweites Mal auf etwa 1000 Grad erhitzt, um die Glasuren zu schmelzen und nach thermischer Manipulation die gewünschte japanische Raku-Keramik zu erhalten. Dieser Vorgang wird natürlich von den Fachleuten ausgeführt, aber die Jugendlichen erleben den Transformationsprozess und die Faszination dieser tausend Jahre alten Technik zur Herstellung der Gefäße für das japanische Tee-Ritual. Entspannung und Kultur Um 13.00 Uhr versammeln sich die mittlerweile hungrigen Schüler/innen im Speisesaal, wo sie an einer Self service-Theke ihr Mittagsessen holen und in geselliger Stimmung speisen. Nach dem Mittagessen haben sie ein wenig Freizeit, bevor wir das Nachmittagsprogramm angehen. Die Schüler/innen haben nun die Wahlmöglichkeiten, entweder die wunderschöne Natur zu genießen oder in den Werkstätten zu arbeiten. Die Nachmittage werden dazu genutzt, die in der Umgebung liegenden Ortschaften und Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Unsere Ausflüge führten bisher in die Republik von San Marino, die mittelalterliche Ortschaft San Leo, wo man eine sehr schöne romanische Kirche bewundern kann, und zur alten Festung La Rocca, wo Calliostro in Ketten gehalten worden sein soll, zum Papiermuseum in Fabriano, wo man einen Einblick in die Geschichte der Papierherstellung bekommt und die Erfindung und Herstellung des Wasserzeichens sehen kann, und schließlich auch in die Stadt Urbino, die ihre Blütezeit in der Renaissance erlebte und diese in der Pracht des Palazzo Ducale und in den wunderbaren Kunstsammlungen ausdrückt. Für uns ist natürlich auch ein Besuch der örtlichen Kunstakademie nicht wegzudenken. Beliebt ist zudem die Stadt Pesaro, wo wir den Strand und das Meer zu dieser Jahreszeit genießen. Mediterraner Flair am Abend Zurück in Corte della Miniera speisen wir und verbringen den Abend gemeinsam. Manchmal kommt ein DJ und legt in einer improvisierten Disco auf. Oder die Schüler/innen organisieren ein Lagerfeuer und musizieren selbst. Den letzten Abend vor unserer Rückfahrt verbringen wir in Urbino. Hier besuchen wir gemeinsam ein Restaurant gegenüber der Piazza Raffaello, wo typische Speisen sowie Pizza angeboten werden und Platz genug für eine große Gruppe ist. Danach flanieren wir durch die Altstadt und lassen uns von dem mediterranen Flair bezaubern. Am Abend ist der Hauptplatz am großen Brunnen Treffpunkt der Einwohner. Vor allem junge Universitätsstudenten und -studentinnen treffen sich hier, sodass in und vor den kleinen Lokalen immer was los ist. Um Mitternacht müssen wir leider zurück, denn am Morgen steht die Heimreise an. Mit Sicherheit bleibt diese Lehrfahrt in der Erinnerung und in den Herzen der Jugendlichen und die Erfahrungen und gefestigten Freundschaften werden sie nicht mehr vergessen. Auch für mich, der ich die Jugendlichen schon so oft nach Urbino begleiten durfte, ist es immer wieder aufs Neue ein schönes Erlebnis. Die Abgeschiedenheit des Ortes, lässt die Schüler/innen in engen Kontakt miteinander treten und regt zur Zusammenarbeit und zum Austausch von Erfahrungen an. Die Jugendlichen lernen sich besser kennen und festigen die Bindungen untereinander. Das macht die „settimana verde“ zu einer – in jeder Hinsicht – empfehlenswerten Lehrfahrt.
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praxis
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