Vielfalt in den BewertungsverfahrenGeht es in der Bewertung darum, eine Selektion vorzunehmen oder darum, im Lernprozess eine Standortbestimmung auszumachen? Was wird den Lernenden am ehesten gerecht und wie passt Beurteilung mit der Forderung nach lebenslangem Lernen zusammen? von Ledi Turra Rebuzzi
„Eine Prüfung durchzuführen ist die einfachste Sache der Welt: Die Dozierenden wissen, was die Studierenden wissen und können sollen, geben ihnen eine Aufgabe und beurteilen, wie gut sie diese gelöst haben“, lese ich auf http://hitech.bfh.ch/de/archiv/hitech_12012/focus/pruefungstechnik_neue_wege.html; doch sogleich folgt auch das Fragezeichen hinter dieser Behauptung. Hier wird ein neuer Weg aufgezeigt, wie Leistungsrückmeldung wirksamer gestaltet werden kann. Vor allem werden die Lernenden in die Sammlung der Fragen eingebunden, „gute Fragen“ honoriert und der gesamte Vorgang transparenter gemacht. Zudem werden die Qualitätsanforderungen an eine Prüfung aufgelistet und die Ergebnisse des neuen Systems ausgewertet.
Auf http://www.bmukk.gv.at/medienpool/17640/leistungsbewertung_stern_ppt.pdf präsentiert Thomas Stern „Neue Wege in der Leistungsbewertung, um Lernerfolge zu steigern, nicht nur zu erfassen“. Ihm geht es um eine förderliche Leistungsbewertung, um Ermutigung und Anregungen, um innovative Methoden in der Lern- und Prüfungskultur. Dazu stellt er sieben Fragen, die den Zweck der Prüfungen, die Auswahl der zu bewertenden Leistungen und die Wirkung von Prüfungen auf die Leistungsbereitschaft erfassen und sich auch mit dem Begriff „Fairness“ in der Leistungsbewertung und den Methoden der Leistungsdiagnose auseinandersetzen.
An einer Vorarlberger Mittelschule wurde ein Leitfaden zur Leistungsbeurteilung entwickelt, der auf http://www.individualisierung.org/_neu/vms/PPPleitfaden.pdf vorgestellt wird. Die Hauptthese lautet: „Die Grundlage für kompetenzbezogene Rückmeldungen und Rückmeldungen im Bereich der „formativen Beurteilung“ ist die Individualnorm“, d. h. es wird der individuelle Lernfortschritt bewertet und als Vergleichsmaßstab gilt der/die einzelne Lernende. Außerdem werden unterstützende Maßnahmen angeführt. Ebenso werden Funktion und Möglichkeiten der summativen Beurteilung beschrieben, die auf der Grundlage von kompetenz- und problemorientierten Aufgaben zustande kommt.
Auf http://www.blikk.it/blikk/angebote/reformpaedagogik_old/rp55011.htm werden die einzelnen gesellschaftlichen Funktionen der schulischen Leistungsbeurteilung aufgelistet: Qualifikation, Sozialisation, Selektion und Legitimation sind die Aufgaben eines Zeugnisses. Der pädagogische und der unpädagogische Leistungsbegriff wird zudem auf http://www.blikk.it/blikk/angebote/reformpaedagogik_old/rp55024.htm# thematisiert, wo den am messbaren Produkt, am Konkurrenzbegriff und an der Auslese orientierten Prinzipien der Leistungsmessung in der Schule andere Prinzipien gegenübergestellt werden, die sich am individuellen Lern- und Entwicklungsprozess des Lernenden, an der sozialen Dimension des Lernens und an den Grundsätzen des Ermutigens und des Förderns orientieren. Für eine Mischung zwischen Noten und alternativen Formen der Leistungsbewertung tritt R. Bernard auf http://www.vielfalt-lernen.de/2012/03/27/die-mischung-macht%C2%B4s-noten-und-alternative-formen-der-leistungsbewertung-in-der-schule/ ein. Sie zeigt die Probleme auf, die durch die Orientierung an Ziffernnoten und Leistungsprinzip entstehen und im Widerspruch zu pädagogischen Zielsetzungen stehen; „Bulimie-Lernen“, viel Stoff verschlingen, unverdaut für Prüfungen ausspucken und vergessen, ist nur eine der Folgen. Ergänzend zu den gesellschaftlich notwendigen Zensuren plädiert sie für das Prinzip der individuellen Förderung und eines erweiterten Leistungsverständnisses, das dem Wandel der Lehr-Lernkultur mehr Rechnung trägt. Vorgeschlagen werden verschiedene Möglichkeiten von Leistungsdokumentationen; nachweislich hätten Lernende auch Berichtszeugnisse und Lernentwicklungsberichte, Selbst- und Lehrerreflexionen, also „konstruktives Feedback“ als besonders nützlich und hilfreich für das eigene Lernen und die Motivation beurteilt. Um neue Formen der Leistungsbeurteilung geht es auch auf http://www.studienseminar-koblenz.de/medien/pflichtmodule_unterlagen/2004/24/03%20Neue%20Formen%20der%20Leistungsmessung%20und%20Leistungsbeurteilung%20in%20der%20Schule%20(Gruner).pdf. Hier werden unterschiedliche Verfahren und Instrumente der Leistungsbewertung vorgestellt, z. B. Beobachtungsraster und differenzierte Kriterienkataloge, die flexibel an die Zielsetzungen des Unterrichts angepasst werden können. Da methodisch vielfältig unterrichtet wird, darf nicht nur einseitig beurteilt werden, denn: „Zu einer methodischen Vielfalt des Unterrichts gehört ein ebenso vielfältiges Beurteilungsrepertoire.“ |
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