Die Anfänge von "forum schule heute"
Persönliche Erinnerungen Die Geschichte ist erzählenswert, da die Gründung von „forum schule heute“ einen Teil der Südtiroler Schulgeschichte darstellt und gut die bildungspolitische und pädagogische Situation Mitte der Achtzigerjahre beleuchtet. Mit den Lehrplanentwürfen und Lehrplänen kam zu Beginn der Achtzigerjahre Bewegung in die Südtiroler Schulwelt, es war fast eine erste Aufbruchstimmung. Aber es gab eigentlich kaum Wege und Instrumente, um einen pädagogischen Diskurs zu führen. Das wichtigste Ausdruckmittel war die Randbemerkung von Herrn X in den „Dolomiten“, aber weite Teile der Lehrerschaft konnten diesen Thesen wenig abgewinnen. Fundierter war die Darstellung in der einzigen pädagogischen Zeitschrift „Schule heute“. Diese war aber im Wesentlichen auf die Grundschule beschränkt und ein Organ des Katholischen Südtiroler Lehrerbundes. Ich traf mich mit einigen weiteren jungen Lehrern und Lehrerinnen der Mittel- und Oberschule, die als Lehrbeauftragte an der Universität Innsbruck und als Mitglieder von Lehrplangruppen Erfahrungen gesammelt hatten. Uns war es ein Anliegen, in breiterem Kreise über pädagogische und didaktische Themen zu diskutieren und wissenschaftliche Erkenntnisse in die Bildungswelt zu bringen. Vom ASM-Vorstand, in dem einige von uns tätig waren, wurden wir unterstützt. Zwischen Jänner 1985 und Februar 1986 wurde ein ausgereiftes Konzept für eine pädagogische Zeitschrift für die Mittel- und Oberschule entwickelt und eine Redaktionsgruppe benannt. Landesrat Anton Zelger, bei dem um Finanzierung angesucht wurde, hielt nichts von dieser Idee, ließ aber doch einen kleinen Spalt offen. Wenn sich ASM und KSL einigen und eine gemeinsame pädagogische Zeitschrift herausgeben würden, dann könnte er für die Finanzierung sorgen. Damit waren die Trauben sehr hoch gehängt, denn zwischen KSL und ASM herrschte Eiszeit, wenn nicht offene Feindschaft. Doch ich ließ mich nicht beirren, auch weil ich in den Jahren davor schon zusammen mit den Grundschuldirektoren Peter Strobl und Peter Paul Niederegger gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen für Lehrpersonen der Grund- und der Mittelschule organisiert hatte. Trotz größerer Bedenken im ASM-Vorstand gelang es mir, ein Mandat zu erreichen, Verhandlungen mit dem KSL aufzunehmen. Dabei wurde ich von Toni Ladurner, Franz Lanthaler und Karin Pernstich unterstützt. Mir war sofort klar, dass es in erster Linie darum ging, ein Vertrauensverhältnis mit den KSL-Spitzen aufzubauen. Entgegen allen Vorurteilen und Warnungen lernte ich in KSL-Obmann Peter Kollmann einen im Grunde warmherzigen Menschen kennen. Ich sah in ihm nicht wie viele andere den strengen Gefolgsmann von Landesrat Anton Zelger, sondern einen Menschen, dem die Schule wirklich ein Anliegen war. So fassten wir allmählich Vertrauen zueinander. Die Verhandlungen waren keineswegs einfach, denn der KSL hatte bereits eine Zeitschrift. Dem KSL zu erklären, dass es einen Mehrwert auch für ihn darstellt, wenn er diese nun mit einem anderen Verband teilte, war verständlicher-weise schwierig. Eine größere Wissenschaftlichkeit und ein größerer Kreis von Autoren waren die einzigen greifbaren Argumente. Hemmend kam hinzu, dass die KSL-Spitze nach jedem Treffen dem Landesrat Zelger Bericht erstatten und die nächsten Schritte absprechen musste. Nach monatelangen zähen Verhandlungen hatte man sich über Zielsetzung, Zielgruppe, Aufmachung und vieles andere geeinigt. Nun kam man zur heiklen Frage der Besetzung der Redaktion. Bald hatte man den Schlüssel 3+3 und auch die Namen: Walter Alber, Peter Paul Niederegger und Hans Walder für den KSL, Franz Lanthaler, Karin Pernstich und ich für den ASM. Doch der KSL verlangte, dass jedes Redaktionsmitglied ein Vetorecht haben sollte. Ich wollte schon alles hinwerfen, als Peter Paul Niederegger einwandte, dass die Redaktion zusammenwachsen und als Team arbeiten müsse. Man müsse solange miteinander reden, bis man zu einer gemeinsamen Sichtweise komme. Bei einem Vetorecht stünde er für die Redaktion nicht zur Verfügung. Alle waren verblüfft, doch Walter Innerhofer reagierte schnell, nahm Peter Kollmann beiseite und überredete ihn, auf das Vetorecht zu verzichten. Irgendwie würden sie es dem Landesrat schon beibringen können. Ein hartes Stück Arbeit stand noch bevor: Der ASM-Vorstand musste überzeugt werden, dass einige „ASM-ler“ mit dem „Feind“ ein Bündnis geschlossen und nun „ein gemeinsames Kind“ zu betreuen hatten. Doch schließlich gelang auch dies. Damit nahm die Redaktion die Arbeit auf, und wie Peter Paul Niederegger vorausgesagt hatte, wurde die Redaktion schnell ein Team. Die Lust an der Sache war größer als die Differenzen zwischen den Schulstufen und den Verbänden. Dr. Rudolf Meraner, Begründer von „forum schule heute“
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