A RBEITSGEMEINSCHAFT
P ÄDAGOGISCHE
Z EITSCHRIFT

 

Englisch & Kunst = Fun and Action - von Uschi Pulyer und Heinz Mader

 

Was verbindet eine dritte Klasse der Mittelschule Blumau mit einer ersten Klasse der Fachoberschule für Soziales in Meran? Die Begeisterung für Englisch, die Motivation dafür mit wenig Sprache viel zu bewerkstelligen, das Interesse fürs Filmen und das Engagement für ein schulstufenübergreifendes Projekt. Und zwei Projektbegleiter/innen.

Englisch angstfrei verwenden
Technik und Bildgestaltung
Sozialkompetenzen
Projektbegleitung
Evaluation
Ergebnis


Englisch angstfrei verwenden

Die Mittelschüler sind im zweiten Englisch-Lernjahr, die Oberschüler erleben den Anfangsunterricht: Die Angst vor Fehlern ist mitunter groß. Es gehört zu den grundlegenden Lernschritten, Unsicherheiten in Aussprache und Lexik zu überwinden. Und doch ist die Lust groß "draufloszureden", das viele Englisch, das in den Köpfen durch Liedertexte, Computerfachsprache und Anglizismen vorhanden ist zu verwenden und durch aktive Mitarbeit schnelle Lernfortschritte zu machen. Am liebsten natürlich mit "richtigen" Engländern und sicher nicht im Alleingang.

Die Gelegenheiten in authentischen Situationen eine Fremdsprache zu verwenden sind rar. Aber es gibt "native speakers" in Südtirol, eine stattliche Anzahl haben wir ausfindig gemacht. Ihnen sollen unvoreingenommen und angstfrei im Rahmen eines Interviews auf Englisch Fragen gestellt werden. Ein Erfolgserlebnis für die Schüler liegt darin, dass sie mit wenig Englischkenntnissen schon ein Interview führen können - und es wird mitgefilmt.

Die Antworten können ja später "in Ruhe" angehört und besser verstanden werden. Der Umgang mit der Fremdsprache soll ein gelassener sein, Fehler sind zugelassen (fluency before correctness). Oberstes Ziel ist Kommunikation, Aufeinander-Zugehen, Offen-Sein und Neugierde, auch sprachliche. Vorurteile gegenüber Anderssprachigen sollen abgebaut werden. Das Projekt insgesamt bereichert auch die Kompetenzen in der Muttersprache und im Sozialverhalten.


nach oben

Technik und Bildgestaltung

Das Interview wird auf Tonband aufgenommen und mit einer Videokamera gefilmt. Bildeinstellungen werden mit Kamera und Fotoapparat geübt. Bilder können wie Texte gelesen werden und Kinder und Schüler machen meist ausdrucksstarke Bilder. Da Bilder wesentlich zur Übertragung von Absicht, Ausdruck und Situation beitragen, wollen Licht, Bildeinstellung, Komposition, Farbe und Perspektive wohl überlegt sein. Der Hl. Geist an der Decke einer Stube sieht den Laptop am Tisch der Sitzecke anders als die Mutter von der Küche aus und die Maus unter der Ofenbank anders als die Fliege, die um die Tischlampe saust. So wie wir eine Sprache nicht nur über den Text wahrnehmen, sondern auch über ihre Musik, lesen und erleben wir ein Bild durch seine Farbe, Bewegung, Komposition....

Tonaufnahmen und Stimmen sind abzuhören, um Unterschiede klarer wahrzunehmen. Wichtig ist auch die Geschwindigkeit beim Drehen. Eine spannende Arbeit mit vielen neuen Möglichkeiten bietet zuletzt das Schneiden des Videos im Amt für AV-Medien mit professionellen und sehr sympathischen Technikern.

Ein Portrait von Menschen zu machen, die wir nicht kennen, die eine andere Muttersprache besitzen und uns vielleicht auch etwas aus ihrem Leben erzählen, ist abenteuerlich und Grund genug uns darauf offen einzulassen. Ganz hören und sehen will geschult sein, sagt Lehrer Lempel. Oh je, oh je....


nach oben

Sozialkompetenzen

Ein schulstufenübergreifendes Projekt bereichert die Schüler in ihrem Sozialverhalten. Gegenseitiges Sich-Kennenlernen, Sich-Besuchen und eine vorherige Kontaktaufnahme (snail-mail und mail) öffnen die Schule. Die Kommunikation kann vor Ort stattfinden und trotzdem gilt das Motto "Raus aus der Schule".

Unbekannte anrufen und höflich ein Anliegen vorbringen, einen Termin für das Interview - in derMuttersprache - ausmachen, ihn vielleicht einmal verschieben, neu ausmachen, hinfahren, Fragebögen und die geeignete technische Ausstattung mitnehmen sind vielfältige Kompetenzen, die geübt und angewendet werden wollen.


nach oben

Projektbegleitung

Das Abenteuer eines Projektes basiert auf Freiwilligkeit und Vertrauen. Ein Projektbegleiter muss die Sensibilität haben, auf Schülerwünsche einzugehen und die didaktische Sinnhaftigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Für Besprechungen muss Zeit vorhanden sein, ebenso zum Auffangen von Durchhängern, Krisen und Schwachpunkten im späteren Verlauf.

"Ideas move along the social network of personal acquaintance...Indirect contact suffices to spread simple, well-structured routine information. Direct contact is much more effective, where there is an element of uncertainty or when results are unpredictable" (HOUSE 1974, 10).


nach oben

Evaluation

Die unmittelbare Evaluation ist sicher eine formative, d. h. eine entlang des unbekannten Weges. Für Korrekturen, kurzfristige Umstellungen und sich verändernde Gegebenheiten müssen sowohl die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zwischen LehrerInnen und ProjektbegleiterInnen als auch die Flexibilität zur Abänderung bestehen. Die Planung darf nicht zu starr sein - ein gutes Projekt lebt von eigenständigen und flexiblen Freiräumen.

Die summative, am Ende stehende Evaluation kann auch nur Teilbereiche betreffen und funktioniert nur, wenn sich ihr alle Beteiligten freiwillig unterziehen und von ihrer Sinnhaftigkeit überzeugt sind. Von außen erzwungene oder "übergestülpte" Evaluation ohne Überzeugung wird sicher nichts bewirken.


nach oben

Ergebnis

Jedes Projekt verdient ein Abschlussfest. Möglichst mit Eltern, LehrerInnen, ProjektbegleiterInnen und "tea and biscuits". Das Produkt wird vorgestellt: Eine Videokassette mit den Interviews auf Englisch - als bleibende Erinnerung an die Pflichtschule und die ersten Schritte in der fremden Sprache.

Heinz Mader ist Kunsterzieher an der Mittelschule Blumau und Projektbegleiter im Bereich "Informationstechnische Bildung"

Uschi Pulyer ist Englischlehrerin an der Fachoberschule für Soziales, Meran und Projektbegleiterin im Bereich "Englisch an der Mittelschule"

 


nach oben