Der emanzipatorische Anspruch
von Projekten
Projekte - was soll das schon wieder? Projekte sind nicht nur etwas für Sonntagsreden, Projekte sind im Schulalltag machbar. Projektunterricht ist ein schillernder und ein missbrauchter Begriff. Nicht selten wird ein Waldspaziergang im Biologieunterricht oder ein römisches Gelage im Lateinunterricht als Projekt bezeichnet. Geschaftelhuberei und Leistungsverfall sagen die einen, Euphorie, Hinweise auf pädagogische Chancen die anderen.
Drei Beispiele von Projektthemen gefällig? In einer Hauptschule geht es eine Woche lang um das Projekt Kolumbus. Ein Projekt, an dem Schüler/innen aller Klassen mitarbeiten. Der Dorfplatz neben der Schule mit der Haltestelle des Schulbusses soll der Dorferneuerung unterzogen werden. Dabei kommen eher straßenbauliche Maßnahmen als Grünraumgestaltung zum Zuge. Die Schülergruppe eines Realgymnasiums entwirft nun ein Konzept, ökologisch orientiert, aber dennoch unter Berücksichtigung der infrastrukturellen Erfordernisse (Buszufahrt, Einkaufen, Durchzugsverkehr...). Der Plan wird den Gemeindepolitikern und dem Dorferneuerungsausschuss vorgestellt und diese sollen die Überlegungen bei der Umsetzung des Gesamtprojektes mitberücksichtigen. In einem Gymnasium befragt eine Schülergruppe Passanten nach ihrem Lieblingslied und fordert diese zum Vorsingen auf.
"Mathematikunterricht einmal anders" und Projektmanagement Schüler/innen lernten, Umfragen auszuwerten, Statistiken anzufertigen und zu präsentieren und dachten über mathematische Probleme nach. In Kürze ein Auszug und zwar der Reihe nach: Am Anfang stand die Idee "Wir wollen ein Projekt machen". Nur keiner der Schüler hatte bisher Erfahrungen im Projektunterricht gemacht. Sie kannten Projektarbeiten aus Zeitungsmeldungen anderer Schulen im Ort. Was dahintersteckt, z. B. Projektkriterien, das wussten sie nicht. Zuerst wurden Begriffe wie Statistik etc. in Form eines Brainstormings "erforscht", gemeinsam diskutiert und geklärt. In den folgenden Stunden wurde unter Einbeziehung von Experten aus der Wirtschaft eine inhaltliche Konkretisierung vorgenommen und nach einer Verbindung zwischen tragfähigen Themen und Projektmethoden gesucht. Aus zahlreichen Vorschlägen entstanden Gruppen zu folgenden Themen: Erkundung bei Markt und Meinungsforschungsinstituten, das (alte) und (neue) Freizeitverhalten von Schüler/innen, das Umweltverhalten von Jugendlichen etc.. Ehe die Gruppen ganz in ihren Teilprojekten versanken, wurde die Art der Dokumentation, des Informationsaustausches in der Klasse, der Leistungsbeurteilung, der Vorstellung der Ergebnisse und Prozesse durch alle Schüler sowie der Ablauf der Entscheidungsfindungen vereinbart. Und nun ging's los: Gefragt war selbstständiges Arbeiten: Wie interviewe ich? Wie stelle ich einen Fragebogen zusammen? Wie kommen wir zu guten Ideen? Wie organisieren wir die Gruppenarbeit? Wie kooperieren wir mit den anderen Gruppen? Der Lehrer sollte die Rolle des Moderators annehmen. Ohne Einmischung des Lehrers Ziele zu formulieren, konkrete Maßnahmen zu erarbeiten und einen Aktionsplan inklusive der Aufstellung eines realisierbaren Zeitplans zu entwickeln, das bedeutete für die Schüler/innen Schwerarbeit, brachte Stimmungsschwankungen sowie viele Zweifel und Unsicherheiten. Aber genug damit. Es sollte nur ein erster Einblick in die Projektarbeit sein.
Ein weiteres Fallbeispiel: Schule im Schülerobjektiv Eine Schule betrieb Selbstevaluation und wählte für dieses Schulprojekt die Methode der Fotoreportage. Das Projekt gliederte sich in drei Phasen: 1. Einführungsphase
2. Arbeitsphase 3. Auswertungsphase
Zu den Ergebnissen der Fotoevaluation im Einzelnen: Ein Beispiel Eine Gruppe befasste sich in ihrer Arbeit mit dem Standort und dem Umfeld der Schule und mit dem Schulgebäude. Die Schüler/innen bewerteten den Standort der Schule positiv. Da die Schule sich mitten im Wohngebiet der Gemeinde befindet, ist sie gut in den Stadtteil eingebunden. Kontakte der Schule zum öffentlichen Leben im Wohngebiet sind leicht herstellbar. Die Schüler/innen haben dies vor allem zu den Schulfesten als sehr angenehm registriert. Die Außenanlagen der Schule verschiedene Sport und Erholungsanlagen einschließlich des schulischen Biotops laden nicht nur die eigenen Schüler/innen zu Freizeitaktivitäten ein, sondern stehen auch für deren Freunde als Treffpunkt zur Verfügung, allerdings leider nur bis 16.00 Uhr an den Wochentagen, obwohl besonders in den Sommermonaten eine zeitlich längere Nutzung von den Kindern und Jugendlichen gewünscht wurde. Gleiches trifft auf die Turnhalle der Schule zu, welche für die Freizeitgestaltung der Schüler/innen tabu ist. Die Schüler/innen waren sehr unzufrieden
mit dem Zustand der Toiletten. Durch Um und Ausbau der Toilettenanlagen
wurde zwischenzeitlich die ungenügende Sauberkeit des Sanitärbereichs
als negativer Aspekt an der Schule durch den Schulträger ausgeräumt. Auch empfanden die Schüler/innen helle, übersichtliche und neu möblierte Unterrichtsräume wie den renovierten Chemieraum wesentlich motivierender zum Lernen als den veralteten Physikraum. Sie wünschten sich, ihre Klassenräume selbst gestalten zu können; bestehende Vorschriften und nicht vorhandene finanzielle Mittel setzten hier Grenzen. Schülerkommentar: "Physikraum Altertumswert?" Genau dies trifft den Nagel auf den Kopf. 20 Jahre Schulgebäude, genauso alt ist die Einrichtung samt Arbeitsmaterial dieses Raumes. "Vorsicht, nichts anfassen, sonst zerfällt es womöglich noch! Wäre da nicht mal eine Generalüberholung |