Von
Walter Pichler, Chefredakteur
Entgegen anderslautenden Gerüchten
über eine angebliche Nachlässigkeit der deutschsprachigen Schule
gegenüber Ausländern gibt es eine gute Nachricht: die deutsche
Schule behandelt ihre ausländischen Schüler besser, als ihr
Ruf ist. Ohne aufrechnen zu wollen - die italienische Schule hat ausgezeichnete
Pionierarbeit geleistet - darf festgestellt werden: im Verhältnis
zur Schüleranzahl werden an den deutschen Schulen mehr Kulturmittler
eingesetzt, und es gibt eine geringere Durchfallquote bei den ausländischen
Kindern.
Die niedrigere Einschreibquote in der
deutschen Schule ist - abgesehen von Einzelfällen - großteils
auf die Wahl der ausländischen Eltern selbst zurückzuführen,
die aufgrund des Migrationsverlaufs in der Vergangenheit stärker
nach Italien und der italienischen Sprache hin orientiert waren. Das wird
sich ändern.
Die deutsche Schule hatte vom vorigen
auf dieses Schuljahr einen Zuwachs an ausländischen Kindern von 25%.
In der Mittelschule hat sich ihre Zahl sogar verdoppelt. Wir werden also
künftig unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse verstärkt
diesen neuen Kindern widmen müssen.
Südtirol ist spät zu den
Einwanderungsländern gestoßen, deshalb braucht es vielleicht
nicht alle Fehler zu wiederholen, die in den Schulen anderer Länder
bereits gemacht wurden. Es besteht die begründete Hoffnung, dass
wir bei den fortgeschrittensten Modellen anknüpfen, mit dem Ziel,
den Unterricht für ausländische und einheimische Kinder gleichermaßen
fruchtbringend zu gestalten.
Vielleicht
ist mit den neuen Nachbarn möglich, was uns bisher aufgrund unserer
Geschichte mit den italienischen Nachbarn versagt blieb: miteinander voneinander
zu lernen. Nicht im großen Maßstab verordnet, sondern an dieser
Schule und mit jenem Projekt.
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