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für Herrn Ehrenfried Schullerer
Lieber Herr Ehrenfried Schullerer, ich verstehe, ein Verein wie der Ihre muss seinem Wesen entsprechend autoritär strukturiert sein, daher weiß ich nicht, ob Sie auch Leserbriefe von Vertretern des kleinen Volkes abdrucken. Ich wäre Ihnen jedenfalls dankbar dafür, wenn Sie so gut sein wollten, schließlich schreibe ich nur, weil ich es dem Verein gut meine! Aber vielleicht soll ich mich zuerst einmal kurz vorstellen. Ich bin eingeschriebenes Mitglied des V.A.S., von der ersten Stunde an, ich war immer ein förderndes Mitglied des V.A.S. - normaler Weise in aller Stille, versteht sich; ich kann mit gutem Gewissen von mir sagen, dass ich die Ideale des Vereins immer aktiv mitgetragen, ja nach Möglichkeit immer zu verkörpern versucht habe - und ich kann in aller Bescheidenheit behaupten, nicht ganz ohne Erfolg! Umso mehr hat mich die Andeutung am Ende der letzten V.A.S.- Mitteilung sehr getroffen, dass möglicherweise diese Publikationen eingestellt werden könnten. Und ich sage auch gleich, warum. Als einfaches Mitglied bin ich bei meiner täglichen Arbeit auf die Rückendeckung und moralische Unterstützung durch euren, nein, unseren Verein angewiesen. Ohne euer tröstendes Wort würde ich mich sozusagen wie ein Waisenkind fühlen, das könnt ihr mir nicht antun! Ich gehe einmal davon aus, dass jeder Idealist an der Schule seine Krisenzeiten hat, besonders gegen Semesterschluss hin - und in diesen Phasen tut es schon gut zu wissen, dass hinter einem jemand steht, auf den man bauen kann. "Fast schon am Ziel?", so habt ihr euren letzten Beitrag betitelt. Dazu Folgendes: ich gebe zu, dass vieles erreicht worden ist, dass manches an euren Aussagen stimmt: man hat uns, als man unsere Weitsicht erkannt hat, die Arbeit aus der Hand genommen. Es ist wie in der Südtiroler Politik: die guten Ideen kommen von der Opposition, werden von der Regierungspartei vorerst offiziell verworfen, aber dann nach ein paar Monaten von dieser neu eingebracht und als eigene Leistung verkauft. Oder anders formuliert: ihr habt den "Marsch durch die Institutionen" geschafft, den andere vor 30 Jahren nicht geschafft haben. Von dem, was erreicht worden ist, gibt manches ohne Zweifel Anlass zu Zuversicht. Ich denke da z.B. an die Ausbildung der Direktoren zu Managern: anfangs schien es, dass die häufige Abwesenheit der Direktoren von der Schule den Zielsetzungen des V.A.S. einen schweren Schlag versetzen würde, aber nun wird allmählich das Ergebnis dieser langfristigen Schulung sichtbar und ich würde sagen, es kann sich sehen lassen. Wenn ich die Zeichen richtig deute, werden die Direktoren der Zukunft hauptberuflich verwalten, Nestroy würde sagen "verwesen"; sie werden also Verweser der Schule - hier liegt für uns die Chance! Es fällt auch auf, dass die Direktoren bereits jetzt mit einem sehr gestärkten Selbstbewusstsein und entsprechendem Führungsstil auftreten. Wenn wir hoffen dürfen, dass dieser Funke auch auf das übrige Personal überspringt, wenn endlich in diesem Betrieb der Begriff "Dienstleistung" nicht mehr als geistiger Dienst am Kunden verstanden wird, dann wird der ganze Betrieb sozusagen zum Verweser seiner selbst, dann, ja dann könnte es tatsächlich sein, dass unser Verein seinem Ziel sehr nahe kommt.! So sehr dies natürlich der sehnlichste Wunsch von uns allen wäre, dies selber noch erleben zu dürfen, weil es die Krönung unseres Schaffens wäre, so darf man sich doch nie zu früh in Sicherheit wiegen! Daher mein Appell: Stolz sein auf das Erreichte, aber nicht jetzt resignieren! Die Chancen stehen momentan nicht schlecht!
In Ergebenheit Ihr Unfried Ferienfroh
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