Das ZIS an der Universität Innsbruck - von Ingrid Böhler

Die Lokalisierung innerhalb eines riesigen Angebots bzw. die Beurteilung von Daten sprechen die Kernprobleme an, die sich selbst für diejenigen, die mit dem Medium alltäglichen Umgang pflegen, eröffnen, und Suchmaschinen leisten in diesem Zusammenhang nur einen unzureichenden Service. Ein Lösungsansatz dieses Dilemmas sind auf einzelne Disziplinen beschränkte Suchhilfen.

Seit Frühjahr 1995 ist das vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck betriebene "Zeitgeschichte-Informations-System" (ZIS) im Internet [http://zis.uibk.ac.at] zu finden. Eine der Zielsetzungen von ZIS ist es, mittels einer annotierten und suchbaren Sammlung von Internet-Adressen - der aktuelle Stand sind über 700 Einträge - den raschen und gezielten Zugriff auf WWW-Ressourcen mit Zeitgeschichte-Bezug zu gewährleisten.
Über die ZIS-Datenbank abrufbare Internet-Ressourcen, welche für den Schulunterricht von Interesse sind, lassen sich in sechs Gruppen einteilen (wobei gelegentlich auf einem Website mehrere Kategorien gemeinsam anzutreffen sind):


o Die Linksammlungen (herausragend die WWW-Virtual Library History); WWW-Seiten mit nützlichen Übersichten, häufig zu einem bestimmten Thema, aber ohne eigenständigen Inhalt.

o Informationen, mit denen sich Archive, aber auch Museen und Regierungsbehörden im Netz präsentieren. Öffentliche Institutionen bieten häufig Chronologien und historische Abrisse ihrer Entwicklung bzw. Tätigkeiten, wie z.B. das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten Informationen zu "Österreich in der EU".

o Meist gehören in die Umgebung dieser zuletzt genannten Einrichtungen die Online-Ausstellungen. Es sind dies Arbeiten, die sich die multimedialen Eigenschaften bzw. nicht-lineare Natur des Internets in besonderem Maße zunutze machen: "LeMO: Lebendiges virtuelles Museum Online" ermöglicht einen virtuellen Gang durch die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert.

o Manche WWW-Projekte sammeln unterschiedlichste Materialien zu einer ganz speziellen Thematik. Beispiele hierfür sind "Cybrary of the Holocaust" und "Nizkor", die sich mit dem Holocaust und der Holocaust-Verneinung beschäftigen.

o Relativ dünn gesät ist derzeit noch die online verfügbare Fachliteratur. Die "Informationen zur politischen Bildung" der Bonner Bundeszentrale für politische Bildung, welche in erster Linie für den Unterricht gedacht sind, zeigen aber, daß auch hier von einem "Wachstumsmarkt" ausgegangen werden kann.

o Die Gruppe der Primärquellen kann in Bild- und Textarchive unterteilt werden. Bei den Textarchiven sind vor allem zwei Bereiche von Interesse: die Archive der Zeitungsverlage und Rundfunkstationen für aktuelle Themen sowie die zunehmende Zahl von Sammlungen historischer Schlüsseldokumente.

Die Arbeit mit Quellen im Unterricht dient dem Erlernen kritischen Denkens und Hinterfragens. Sie soll Authentizität in die historische Materie bringen und dadurch Neugier wecken. Durch das WWW hat sich die Verfügbarkeit von Primärmaterial sehr vergrößert. Lehrpersonen, die das Medium in dieser Hinsicht zu nützen gedenken, treffen allerdings selten auf Websites, die gezielt für den Unterricht-Einsatz ausgewählte und aufbereitete Übungsbeispiele enthalten, in der Regel bekommen sie es mit unkommentierten Dokumenten zu tun.

Dokumentation zur Geschichte Südtirols 1905-1998

Auch ZIS bietet seinen Besucher/inne/n eine Auswahl von über hundert historischen Primärtexten zu wichtigen Themen der österreichischen Zeitgeschichte. Für das Kapitel "Südtirol" wurde der exemplarische Quellenkorpus um eine Chronologie ergänzt, welche in Form einer suchbaren Datenbank 1050 Ereignisse verzeichnet. Im Sinne einer Didaktisierung und um die inhaltliche Einordnung zu erleichtern, wurden die einzelnen Dokumente jeweils mit den entsprechenden Einträgen in der Chronik verknüpft. Hyperlinks verweisen schließlich auf weitere Südtirol-Ressourcen im Web.