Interview an Oma
Als Kind aß ich sehr viel einfache und nicht so teure Gerichte.
Fleisch und Aufschnitt bekamen wir sehr selten. Wir aßen: Nocken,
Polenta mit Marmelade und Holundersülze (wenn nicht viel zu tun
war), Knödel, Grosti (= Krapfen), Fisolensuppe. Wir aßen nur
billiges Fleisch wie Kalbsbrust.
Zu Mittag gab es oft Brottorte oder Reistorte. Zwischen Frühstück
und Abendessen war nicht viel Unterschied: einfache Suppen, aber nur
selten gab es Käse oder Wurst, nur an den Festtagen. Es gab viel
Kraut oder Kobis. Es gab nur wenig Gemüse und Obst. Wir bekamen
aber viele Sorten Äpfel. Im Sommer haben wir oft „Fallobst“
gekauft, das Faule weggeschnitten und mit Zitrone und Zucker abgemacht.
Das schmeckte ziemlich gut. Zur Pause bekamen wir meistens ein Marmeladenbrot
oder einen Apfel.
Zu Weihnachten bekamen wir sehr viel Aufschnitt, das schmeckte mir sehr
gut. In einem Restaurant essen oder so was in der Art machte man nie.
An Festtagen gingen wir manchmal irgendwo ein Stück Torte essen,
aber kein belegtes Brot, das war teuer.
Im Winter gab es keine Eier. Also gaben wir die Eier in einen Kübel
mit Kalk und bewahrten sie im Keller auf, so hielten sich die Eier den
ganzen Winter lang. Im Herbst hat man in einem großen Kessel in
der Waschküche die Marmelade eingekocht, in großen Mengen
auch für andere Leute. Ich erinnere mich noch, dass Freunde aus
Forlí (sie waren Bauern) uns eine Kiste voll Artischocken geschickt
haben. Wir wussten nicht, wie man sie aß und was sie waren, also
haben wir alles hergeschenkt.
Eingekauft hat man am alten Bahnhof, wo ein großes Lebensmittel-
und Stoffgeschäft (Gemischtwarenladen) war. Die meisten Geschäfte
verkauften Stoff und Lebensmittel: Christlpeck, Konsum, Sigat (heute
Scudela), Faujëina (heute Fëur), nur beim "Rusina"
gab es damals Zigaretten, Zeitungen, etwas Spielzeug ...
