In den geltenden Lehrplänen aller Schulstufen
wird der Ausbau der Sprechfähigkeit in der Standardsprache als ein
Ziel des Unterrichts genannt. Diese Regelung für die Sprache im Unterricht
ist sowohl in Süd- als auch in Nordtirol gleich, trotzdem findet
sie verschiedene Anwendung.
Von Auer Nadia
und Fauster Verena
Im Rahmen unserer Lehrerausbildung an der Universität
von Innsbruck arbeiteten wir ein Projekt zum Thema "Hochsprache und
Dialekt im Unterricht" aus. Dazu interviewten wir Lehrer/innen, verteilten
Fragebögen an Schüler/innen und beobachteten mehrere Unterrichtsstunden.
Wir möchten einige Ergebnisse unseres Projektes vorstellen.
Die Sprache der Lehrer im Unterricht ...
Aus den Interviews mit verschiedenen Lehrern und Direktoren
geht ein Unterschied des Sprachgebrauches im Unterricht der Nordtiroler
und der Südtiroler Lehrer hervor. Je nach Situation verwenden alle
Lehrkräfte eine unterschiedliche Sprachebene. Im persönlichen
Gespräch, wie bei den Pausen und Ausflügen, gebrauchen die Lehrpersonen
die Mundart.
... in Südtirol
Die meisten der befragten Lehrer in Südtirol,
geben an, im Unterricht fast ausschließlich Hochsprache mit einem
regionalen Anklang oder eine gehobene Umgangssprache zu sprechen. Aus
den Interviews gehen verschiedene Gründe dafür hervor.
Während die Lehrer und Direktoren in Südtirol
mehr auf die Hochsprache drängen und immer wieder die Wichtigkeit
der Hochsprache im Unterricht betonen, stehen die Nordtiroler Lehrer mehr
zu ihrem Dialekt.
Die Hochsprache gehört zum Berufsbild des Lehrers.
Es ist ein wichtiger Bildungsauftrag der Lehrer, die Hochsprachkompetenz
der Schüler im Unterricht auszubauen. Lehrer/innen sprechen während
des Unterrichts in der Hochsprache, da sie den Schülern ein Vorbild
geben möchten. Um die Hochsprache zu erlernen, ist es wichtig sie
zu sprechen und zu hören. Außerhalb der Schule gibt es nur
wenig Situationen, in denen die Schüler/innen Hochsprache sprechen
können. Die Schule bietet eine gute Gelegenheit dazu.
Durch die Hochsprache bleibt eine gesunde Distanz
zum Lehrer erhalten.
Viele Lehrer ermahnen die Schüler im Dialekt
("Iatz isch ober a Ruah"), da sie dadurch die Aufmerksamkeit
mehr an sich ziehen.
Einige Lehrerpersonen befürchten, dass die Elternvertreter
eingreifen, wenn ein Lehrer auch im Unterricht im Dialekt spricht. An
einigen Schulen ist dies bereits geschehen.
... in Nordtirol
Die befragten Nordtiroler Lehrkräfte geben an,
im Unterricht sowohl Mundart als auch Hochsprache zu sprechen. Die Unterrichtssprache
ist ihrer Meinung nach situationsabhängig. Während den Deutschlehrern
sehr daran gelegen ist, dass die Schüler sich in der Hochsprache
ausdrücken lernen, ist es für andere Lehrer wichtiger, dass
die Schüler sich melden und nicht durch die Hochsprache gehemmt werden.
Meinung der Schüler
Aus den Auswertungen der Fragebögen an den verschiedenen Schulen
geht ein sehr ähnliches Bild hervor. Die Frage: "Wie viele Lehrer
sprechen im Unterricht Hochsprache?" beantworteten 52,6 % der Schüler
aus Südtirol mit "viele" und 34 % mit "alle",
während 65 % der Nordtiroler Schüler den Punkt "keine"
und 21 % "einige" auswählten.
Die Sprache der Schüler im Unterricht
...
Bei der Sprache der Schüler gibt es zwischen
Südtirol und Nordtirol eindeutige Unterschiede.
In Südtirol wird mehr Wert darauf gelegt, dass
die Schüler im Unterricht in der Hochsprache sprechen als in Nordtirol.
In Südtirol...
... sprechen Schüler im Unterricht vorwiegend
in der Hochsprache oder einer gehobenen Umgangssprache, nur in spontanen
Situationen gleiten sie manchmal in den Dialekt ab. Die Schüler reden
sogar im persönlichen Gespräch, wie bei Pausen und Ausflügen,
in der Hochsprache, obwohl dies die Lehrerkräfte nicht verlangen.
Die Schüler/innen sind gewohnt, mit den Lehrer/innen in der Hochsprache
zu sprechen.
In Nordtirol...
... wird im Unterricht ein gemeinsamer Sprachlevel
gefördert, da die Schüler aus verschiedenen Orten mit leicht
verschiedenen Dialekten kommen, und da sich z.T. auch Schüler anderer
Muttersprachen in den Klassen befinden. Im Deutschunterricht wird von
den Schülern in erster Linie eine gehobene Verkehrssprache verlangt,
in den anderen Fächern wird meist nur auf die Verständlichkeit
der Sprache geachtet. Ein breiter Dialekt wird nicht erlaubt, besonders
in der Oberstufe, wo in wenigen Jahren die Matura bevorsteht. Lehrerpersonen,
die selbst nicht in der Hochsprache sprechen, verlangen dies auch von
den Schülern nicht.
Es gibt nicht nur die zwei Pole Dialekt und Hochsprache.
Für Lehrer und Schüler ist es wichtig, auf unterschiedliche
Sprechsituationen sprachlich adäquat zu reagieren, Sprachformen und
Sprachvarianten funktional zu wählen.
Meinung der Schüler
In den Auswertungen der Schülerfragebögen
zeigte sich bei der Frage "Bei wie vielen Lehrern sprichst du im
Unterricht in der Hochsprache?" folgendes: 37,2 % der Schüler
aus Südtirol wählten den Punkt "viele" und 49,4 %
"alle", während 44 % der Nordtiroler Schüler sich
für den Punkt "keine" und 32 % für "einige"
entschieden.
Ergebnisse der Fragebögen
Bei wie vielen Lehrern sprichst du im Unterricht in
der Hochsprache?

Wie viele Lehrer sprechen im Unterricht in der Hochsprache?

Es wurden 156 Schüler in Südtiroler Schulen und 100 Schüler
in Nordtiroler Schulern befragt.
Wir bedanken uns bei folgenden Lehrern bzw.
Direktoren und Schulen für die gute Zusammenarbeit:
Mittelschule Dr. J. Röd in Bruneck: Maier Helga,
Müller Johann Josef, Niederkofler Cont Christine; Pflichtschule St.
Martin: Fleischmann Bernhard, Haller Leo, Painer Maier Ursula; Realgymnasium
in Meran: Lanthaler Franz; Lehrerbildungsanstalt Josef Ferrari Meran;
Meraner Rudolf, Direktor am Pädagogischen Institut
Meinhardinum in Stams: Hofmann Paul, Palfrader Karl;
Franziskanergymnasium in Hall: Freudenschuß Hermann, Sailer Gerhard
|