blikk - ein Interview mit Christian Laner, der den Südtiroler Bildungsserver betreut Das Gespräch führte Thomas Spitaler Herr Laner, wozu braucht es eigentlich einen Bildungsserver? Ein Bildungsserver ist im Unterschied zum freien Internet pädagogisch-didaktisch betreut, er geht auf die Bedürfnisse der Schule ein. Die Themen und die Verweise, die man dort findet, sind betreut. Der zentrale Vorteil des Bildungsservers ist die Kommunikation und Kooperation mit anderen Schulklassen. Das Angebot geht über die Beschaffung von Information zu einem Thema hinaus, eben dahin, dass mehrere Klassen zur gleichen Zeit in einem Projekt mit den zur Verfügung gestellten Materialien und über schwarze Bretter an einem Thema zusammen arbeiten. Wir haben dazu einige Erfahrungen mit dem Bildungsserver von Nordrhein-Westfalen gesammelt. Hat das immer geklappt, oder gibt es auch Probleme bei der Zusammenarbeit mehrerer Klassen über einen Bildungsserver? Zuerst werden von den einzelnen Klassen, die an der Projektzeit teilnehmen, Ergebnisse und Produkte für alle sichtbar in den Bildungsserver gestellt. Die Probleme ergeben sich, wenn darüber mit den Partnerklassen diskutiert werden soll oder gar zusammen etwas gemacht wird. Kommunikation ist ja immer eine sehr persönliche Angelegenheit, und auch viele Lehrer sind mit dieser neuen Situation überfordert. Es kommt dann darauf an, dass innerhalb der Klasse darüber gesprochen werden kann, wie es jetzt weitergehen soll. Wer entwirft den Bildungsserver des PI? Das entscheidende Gremium ist die sogenannte Herausgeberebene, die aus Vertretern aller Schulstufen besteht. Ich gehöre auch dazu und bin für die Gesamtkoordination zuständig. Die einzelnen Themen - wir nennen sie Arbeitsumgebungen, in Anlehnung an eine Lernwelt - für den Bildungsserver werden von Lehrern der verschiedenen Schulstufen gestaltet. Das sind im Moment etwa 25 sogenannte Paten, die innerhalb von ein bis zwei Jahren Material aufbereiten und idealerweise auch die dazugehörigen Projekte in die Wege leiten. Und wer entscheidet, welche Themenkreise aufgegriffen werden? Einige Arbeitsumgebungen wurden von learn-line, dem Bildungsserver des Landes Nordrhein-Westfalen, übernommen, bei denen seit mehreren Jahren intensiv mit entwickelt wurde, andere haben wir selbst erstellt. Im Prinzip kann jeder Lehrer einen Antrag zur Entwicklung einer Arbeitsumgebung stellen, worüber dann die Herausgeberebene entscheidet. Nach welchen Kriterien? Die Kriterien sind die gesellschaftliche Relevanz und die Bedeutsamkeit. Es soll nicht um Punkte in den einzelnen Lehrpläne gehen, sondern um übergeordnete und fächerübergreifende Themen, von denen wir annehmen, dass sie für die zukünftige Lebenswirklichkeit der Schüler wichtig sind. In Ihrer Beschreibung von blikk erwähnen Sie auch die Möglichkeit einer virtuellen Fortbildung für Lehrer. Wie soll man sich das vorstellen? Wir planen - in Zusammenarbeit mit der Euform - im nächsten Herbst EU-Projekte zur Lehrerfortbildung zum Thema Reformpädagogik in verschiedenen deutschsprachigen Ländern über drei oder vier Tage gleichzeitig zu veranstalten. Während dieser Seminare können dann die Lehrer, ganz ähnlich wie die Schüler in ihren Projekten, die Informationen im Bildungsserver nutzen und auch mit den Teilnehmern der anderen Seminare kommunizieren und kooperieren. Sie arbeiten mit dem Bildungsserver learn-line eng zusammen. Ist blikk gleich aufgebaut, oder gibt es Anpassungen an die Schule in Südtirol? Das Basiskonzept ist von learn-line übernommen. Wir werden auch weiterhin mit den Leuten in Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten. In den anderen Bildungsservern, die ich kenne, wird nur Information bereitgestellt, es findet aber keine gleichzeitige Kommunikation statt. Wir wollen aber neue Techniken einbauen, so dass mehr Interaktivität möglich wird, und viele Arbeitsumgebungen werden hier erstellt. Der Einsatz des Internets in der Schule ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie bei Ihrer Arbeit? Es ist schwierig, die Bedeutsamkeit eines Bildungsservers mit dieser Konzeption bewusst zu machen, unsere Öffentlichkeitsarbeit sollte vielleicht intensiver sein. Es ist auch nicht leicht, Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, unser Konzept mit zu tragen. Und einen Techniker bräuchten wir, damit vor Ort die einzelnen Lehrer besser unterstützt werden. Wir werden aber demnächst eine Handreichung herausgeben, die eine Hilfe sein wird.
Das Interview mit Christian Laner führte Thomas Spitaler.
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