Zur Geschichte unserer Schule
Die Gründung der
Mittelschule
Die Einheitsmittelschule wurde in Italien
erst 1963 allgemein gesetzlich eingeführt. Wie kam es dazu,
dass in Gröden bereits 1951 eine Mittelschule
entstand?
Die Pflichtschule war damals auf acht
Volksschuljahre beschränkt. Jene Schüler, die
später eine Obersschule besuchen wollten, mussten aber
bereits nach der 5. Volksschule in eine Mittelsschule nach Brixen,
Bozen oder Meran. Nicht alle Eltern waren finanziell in der Lage,
ihre Kinder in einem Heim unterzubringen, und manche hatten sicher
auch Bedenken, ihre Kinder bereits mit 11 Jahren aus ihrer Obhut
zu geben.
Aus einem Artikel in der Zeitschrift "Neus
Ladins" vom 15. November 1951 geht hervor, dass bereits 1950 an
die 40 Familienväter aus dem Tal beim damaligen
Unterrichtministerium um die Einrichtung einer staatlichen
Mittelschule angesucht hatten. Zunächst schien die Sache
aussichtslos, vor allem weil die geeigneten Räumlichkeiten
fehlten.
Dem entschlossenen Einsatz einiger
Vertreter aus dem lokalen Schul- und Kulturbereich ist es zu
verdanken, dass die Angelegenheit nicht versandete. Besonders
verdient gemacht haben sich hierbei Herr Prof. Sivester Erlacher,
der Direktor der Volksschule Vinzenz Aldosser und der
Vizepräsident der Union di Ladins Franz Prugger.
Im Oktober 1951 kam dann sehr kurzfristig
der amtliche Bescheid, dass man bereits in diesem Jahr mit einer
Mittelschulklasse beginnen könne.
Noch Ende Oktober mussten die
interessierten Schüler eine Aufnahmepüfung ablegen.
Dafür wurde eine eigene Kommission zusammengestellt, sie
bestand aus dem damaligen Direktor der italienischen Mittelsschule
in Bozen Herrn Longon, Frau Dr. Hippoliti und den einheimischen
Lehrerinnen Gisela Moroder und Elsa Runggaldier. 30 Schüler
wurden aufgenommen und am 6. November 1951 konnte mit dem
Unterricht begonnen werden. Die offizielle Eröffnung erfolgte
dann am 9. November.
Die ersten Jahre in provisorischen
Gebäuden

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Untergebracht war die erste
Mittelschulklasse zunächst in der Volksschule.
Im zweiten Jahr bestanden weitere
22 Schüler die Aufnahmeprüfung, somit wurde der
Platz zu eng. Man zog mit den zwei Klassen in das von der
Gemeinde eigens angemietete große Sotria-Haus (gran
cësa Sortria) um. Hier wurde außerdem die
Handelsoberschule untergebracht. |
Die Bedingungen waren allerdings nicht die
besten: das Haus war in einem miserablen Zustand, die Mauern
zeigten Risse, die Klassenräume waren eng und finster, die
sanitären Einrichtungen reichten bei weitem nicht, der Boden
im Flur drohte einzubrechen, weshalb sich die Schüler hier
nicht aufhalten durften. Im Winter musste in insgesamt 19
Holzöfen eingeheizt werden!
Dass dieses Gebäude nur eine
provisorische Unterbringung sein konnte, war allen klar, eine
Alternative aber bot sich nicht so bald.
Der Gemeindeverwaltung gelang es zwar
1955/56 das Gebäude und den Grund zu Sortia günstig
anzukaufen, die nötigen amtlichen Genehmigungen zogen sich
aber über Jahre hin.
Architekt Dr.Georg Schmazl erhielt
schließlich den Auftrag, sowohl für die Mittelschule
als auch für dei Handelsoberschule ein Projekt auszuarbeiten.
Im Februar 1962 konnte es der Öffentlichkeit präsentiert
werden und man versprach, die Arbeiten so rasch wie möglich
in Angriff zu nehmen.
In der Zwischenzeit platzte das alte
Sotria-Haus aber aus allen Nähten, an die 200 Mittel- und
Oberschüler mussten sich im Jahre 1963 die Räume teilen.
Lehrer und Schüler waren nicht mehr bereit, sich mit der
Situation abzufinden. Ein regelrechter Streiktag mit einem
Protestzug zum Gemeindehaus wurde organisiert. Die Aktion machte
damals großes Aufsehen: mit Spruchbändern durchs Dorf
ziehende protestierende Lehrer und Schüler war man nicht
gewohnt!
Immerhin hatte die Aktion Erfolg. Im
Herbst 1964 zog die Mittelchule in das alte Purgerhaus (wo heute
das Kongresshaus steht) um. Hier waren die Klassen
größer und heller, und es standen den Schülern
insgesamt mehr Räume zur Verfügung.
Der endgültige Umzug ins jetzige
Schulgebäude
Jetzt endlich konnte das alte Sotria-Haus
abgerissen und mit dem Bau der neuen Schule begonnen
werden.
1967 war es dann soweit: am 24.November
übergab Arch. Georg Schmalzl offiziell die Schlüssel der
neuen Schule an den damaligen Bürgermeister Joseph
Runggaldier und bereits am Tag darauf erfolgte der Umzug.
Dieses Gebäude verfügte endlich
über all jene Einrichtungen, die ein moderner,
zeitgemäßer Schulbetrieb erfordert: 15 große
helle Klassen (u.a. auch Spezialräume), Lehrerzimmer ,
Sekrtariat und Direktion. Im Parterre wurde außerdem eine
Mensa für jene Schüler eingerichtet, die einen weiten
Schulweg haben. Besondere Verdienste gehen diesbezüglich an
Herrn Alex Moroder, dem damaligen Präsidenten des
Schulpatronats. Er setzte sich dafür ein, dass die Geldmittel
für die Einrichtung und den Betrieb der Mensa bereitgestellt
wurden. Bereits im ersten Jahr konnten 107 Schüler die
Einrichtung nutzen, wöchentlich wurden an die 400 Mittagessen
ausgegeben, der Preis betrug 200 Lire pro Essen für die
Mittelschüler und 250 lire für die Schüler der
Handelsober- und der Kunstschule.
Die offizielle Eröffnung der Schule
erfolgte am 7.Jänner 1968. Es wurde ein großes
Dorffest, mit Marschklängen der Musikkapelle, Gedichten von
Seiten der Schüler, dem Segen des Pfarrers Dr. Pavlic und den
obligaten Ansprachen namhafter Autoritäten aus dem
schulischen, politischen und kulturellen Bereich.
Seit dem Bau der Volksschule um die
Jahrhundertwende hatte St.Ulrich kein neues Schulgebäude
größeren Ausmaßes erhalten, der gesamten
Dorfbevölkerung war deshalb wohl bewusst, welch wichtiger
Meilenstein für die Bildung der Schüler im Tal erreicht
worden war.
Unterrichtssprache und
Unterrichtsfächer
Besonders stolz war man, dass die Schule
bereits von Anfang an paritätisch aufgebaut war und der
Unterricht somit, wie in der Volksschule, zu gleichen Teilen in
deutscher und italienischer Sprache erfolgte. Außerdem gab
es eine Ladinischstunde pro Woche. Typisches Merkmal bis 1963 -
also vor Einführung der gesetzlichen Einheitsmittelschule -
war der obligatorische Lateinunterrricht in allen
Klassen.
Interessant ist, dass bereits 1962 der
Direktor der Schule Dr. Erlacher beim Unterrichtministerium
ansuchte, ob man nicht wenigstens in einer der ersten Klassen
anstelle des Lateinunterrichts Englisch oder sonst ein "für
die Schüler nützliches" Fach einführen
könnte.
Offenbar blieb aber zunächst alles
beim Alten.
Die neue Pflichtmittelschule für alle
11-bis14jährigen ab 1963 umfasste folgende
Pflichtfächer: Religion, Italienisch, Deutsch, Ladinisch,
Geschichte, Geografie, Mathematik, Naturkunde, Kunsterziehung und
Leibeserziehung. In der ersten Klasse gehörten außerdem
noch Handarbeit und Musikerziehung zum Pflichtpensum, in den
zweiten Klassen diese dann Wahlfächer. Außerdem wurde
für die dritten Klassen auch Latein als Freifach
angeboten.
Im Verlauf der nächsten Jahre wurden
die Stundenpläne leicht abgeändert, Musikerziehung und
Handarbeit wurden in allen Klassen Pfllichtfächer, der
Lateinunterricht wurde abgeschafft. Eine wesentliche Neuerung
stellt der Englischunterricht dar, der seit ... in unserer Schule
eingeführt wurde.
Die Direktion der
Mittelschule
Zunächst stand die Mittelschule unter
der Direktion der italienischen Mittelschule in Bozen. Im dritten
Jahr wurde sie autonom und Dr. Sivester Erlacher wurde mit der
Direktion betraut. Nachdem dieser 1974 die Direktion der
Handelsoberschule übernahm, trat Dr. Luis Comploi für
zwei Jahre die Stelle an. Seit dem Schuljahr 1976/77 ist Dr.
Helmut Senoner Direktor der Schule.