Mein
anderer Tag: stelle dir vor, du könntest einen ganzen
Tag völlig anders als üblich gestalten, vielleicht sogar das
Gegenteil von dem tun, was man von dir erwartet oder was du normalerweise
zu tun pflegst. Was könntest du am Abend in dein Tagebuch schreiben?
Liebes
Tagebuch,
heute bin ich sehr früh aufgestanden und ich habe mich gleich sehr
wohl gefühlt.
Das ist für mich schon etwas ganz Merkwürdiges, weil ich normalerweise
in der früh etwas nervös bin.
Ich bin gleich frühstücken gegangen und habe die Mutter um eine
Tasse Tee gebeten. Ja, du hast richtig verstanden, ich habe es richtig
sagen können. Mami hat mich erstaunt angeschaut und es sind ihr beinahe
die Tränen gekommen. Aber ich habe mich weiterhin mit ihr unterhalten.
Es war so schön normal zu reden, niemand kann das so gut verstehen
wie ich.
Dass dieser ein ganz anderer Tag sein sollte, war nun schon klar. Weg
die Tabelle, den Computer und auch meine liebe Stützlehrerin, ich
war endlich normal. Wie gestaltet man einen solchen Tag? Einfach, indem
man alles, was man sonst nicht machen kann, macht!
Ich habe gleich das Fahrrad meines Bruders Marco genommen und bin zur
Tennishalle gegangen. Ich wollte Sport betreiben: Ski fahren, Tennis spielen
oder einfach laufen gehen! Sehr schön war, dass mein Freund Moritz
schon da war und sehr gerne mit mir spielte. Wie schön es war kannst
du dir selber vorstellen. Ich konnte mich frei und nach Wunsch bewegen
und mich mit Moritz unterhalten. Ich war so lustig und froh wie noch nie
in meinem Leben.
Nach dem Spiel spürte ich das Bedürfnis wieder heim zu gehen,
wo ich meine sehr sehr liebe Mutter gelassen hatte. Ich habe dann mit
ihr zwei Stunden gesprochen und meinen Gedanken und Ängsten endlich
freien Lauf gegeben.
Der Tag war aber noch nicht zu Ende, und ich nutzte noch die Gelegenheit,
um etwas zu machen was ich sonst nicht machen kann. Ich habe Luca umarmt
ohne ihm weh zu machen, und habe ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe. Dann
habe ich Selina angerufen und habe mich für die ganzen Zwicker bei
ihr entschuldigt und die Aufgaben, die habe ich liegen gelassen.
Am Abend, als Papi von der Arbeit zurückkam war, haben wir beschlossen
noch in die Pizzeria zu gehen. Selbst entscheiden, die Pizza bestellen,
frei reden zu können und vor allem nicht für mein Verhalten
auffallen, war einfach toll.
Aber alle schönen Sachen haben auch ein Ende. Morgen wird wieder
alles gleich sein und ich werde dir wieder mit Hilfe von jemandem meine
Verzweiflung erzählen, ohne mich dabei zu beklagen, weil, bist du
von lieben Leuten umgeben bist, musst du glücklich sein.