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Warum Verkehrserziehung 

    

 

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Verkehrserziehung oder Mobilitätserziehung

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Weitere Ziele der Verkehrserziehung

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Sieben Thesen zu einer humanen Verkehrspolitik

 

 

Verkehrserziehung oder Mobilitätserziehung?


Eine Unterscheidung hat nichts mit Wortklauberei oder den Streit um den berühmten Bart des Kaisers zu tun. Mobilitätserziehung ist, kurz gesagt, der umfassendere und Begriff für eine zeitgemäße "Verkehrserziehung". Seit den ersten Stunden,
als "Verkehrserziehung" sogar noch als Automobil - Werbung verstanden werden darf, ging es vor allem darum, Kindern und Jugendlichen an die Verkehrswelt heran zu führen, sie auf ein Leben mit anderen Verkehrsteilnehmern vorzubereiten – den eigentlichen Verkehr - und ihnen zu einem besseren Verständnis der technischen Aspekte des Verkehrs zu verhelfen (Motorisierung, Verkehrsmittel und –wege zu Wasser, auf dem Lande und in der Luft). 
Mobilitätserziehung
schließt alle Umweltaspekte mit ein (Landschaftsverbrauch, Verschmutzung elementarer Lebensgrundlagen wie Luft, Böden und Wasser, Unfalltote und verletzungsbedingte Schäden an der Person, Folgen für die Volkswirtschaft, aber auch den Glauben an eine Veränderbarkeit des Verkehrsgewohnheiten zum Positiven hin, ein anderes Verständnis von Mobilität, Selbstverantwortung, letztlich ein anderes Menschen- und Weltbild. Der Einfachheit halber wird weiterhin der Begriff "Verkehrserziehung" verwendet, weil angenommen werden darf, dass es inzwischen einen Konsens darüber gibt, dass "Verkehrserziehung" sich nicht darauf beschränken darf, unsere Kinder und Jugendlichen in eine bestehende und festgeschriebene Verkehrsrealität einzuführen. Das dafür notwendige Verständnis von Selbstverantwortlichkeit und die entsprechende Handlungskompetenz will ich ihnen gerne zumuten.

Kinder und Jugendliche sind – auch in Hinblick auf ihr Verkehrsverhalten – vielen negativen Vorbildern ausgesetzt, z.B. über das Vorbild der Eltern und Erwachsenen, aber auch über die Medien und das Fernsehen und darin vor allem über die Werbung. Gefragt ist ein kritisches Konsumverhalten auch im Verkehr. Dabei ist es nicht vordergründig wichtig, Verkehrsverhalten zu drillen: Vielmehr geht es darum, begründete Verhaltensmuster einzuüben und damit zu automatisieren. Der Schwerpunkt liegt in erster Linie auf der Vermeidung von Gefahrensituationen und erst in zweiter Linie auf der Bewältigung von gefährlichen Situationen im Verkehr.

Verkehrserziehung ist als Teil der Gesamterziehung zu betrachten und damit praktizierte Sozialerziehung. Der Erfolg des Unterrichtes in Verkehrserziehung hängt in entscheidendem Maße auch von einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus ab.

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  ALLGEMEINES

Ziel der Verkehrserziehung ist es, die jungen Menschen zu befähigen, verantwortungsbewusst am Verkehr teilzunehmen, und die dort auftretenden Problemsituationen zu bewältigen. Dies ist besonders bedeutsam, wenn man sich die Prognosen für das steigende Verkehrsaufkommen und den hohen Anteil junger Fahrer am Unfallgeschehen vor Augen hält. Der Schule kommt hier besondere Verantwortung zu, da sie die Grundeinstellungen zur Verkehrsteilnahme anbahnen und entwickeln kann.

Die erzieherische Tätigkeit wird sich in allen möglichen Formen entfalten, die ausreichende Kenntnisse über den rechtlichen, sozialen, sprachlichen, technischen und geographischen Aspekten der Straße vermitteln können. Im besonderen wird das Erlernen der Grundregeln des Straßenverkehrs vertieft.

Die Schule allein kann aber dieses Vorhaben nicht auf sich nehmen. Es scheint als besonders wichtig, dass die Jugendlichen ein aufbauendes und positives Vorbild im Elternhaus erhalten. 

Die Einbindung von gezielten Unterrichtseinheiten von Seiten der Exekutive an den Schulen erzielt einen doppelten, positiven Effekt:
a) die mitgeteilte Information erhält mehr Glaubwürdigkeit mit der Möglichkeit eines Feedbacks von Seiten der Schüler und
b) dadurch kann auch dem Bild des "immer nur strafenden Polizisten" gegengesteuert werden.

Weitere Ziele sind:

  • In erster Linie mehr Schutz für das Leben der Jugendlichen und für jenes der Mitbenützer der Straße erreichen;

  • Steigerung der Sicherheit auf den Straßen;

  • Erlernen des richten Verhaltens bei Verkehrsunfällen;

  • Verringerung der Luftverschmutzung und Lärmbelastung unserer Umwelt durch intelligenten Einsatz und Gebrauch von Fahrzeugen.

  • Den Jugendlichen muss bewusst werden, dass die Nichteinhaltung der Regeln eine zwangsläufige Einschränkung der Sicherheit der Mitmenschen mit sich führt, weil aus einem nicht korrektem Verhalten eine Gefahrensituation für sich selber und für andere entsteht. Sie müssen begreifen, dass die Nichteinhaltung einer Regel nicht als ein Verkehrsvergehen ohne Auswirkungen angesehen werden darf, sondern dass sie eine Verletzung der Rechte der Mitmenschen und Mitbenützer der Straße darstellt.

 

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Sieben Thesen zu einer humanen Verkehrspolitik

1. These

Ziel jeder verantwortlichen Verkehrspolitik muss es sein, die (Verkehrs-) Bewegungen der Bürger so zu beeinflussen, dass der Weg des einen nicht zum Leid des anderen wird.

2. These

Um die Freude an der Verkehrsfreiheit nicht zum Leiden des wechselseitigen Verkehrsterrors werden zu lassen ist es unerlässlich, dass jeder einzelne Bürger wie auch die ganze Gesellschaft ihren Bedarf an Verkehrsbedarf kritisch überprüft und – soweit irgend möglich – mindert.

3. These

Die politischen Mittel zur flächendeckenden und substanziellen Verminderung des Gesamtverkehrsvolumens sind Finanz-, Raum-, Siedlungs- und Verkehrsplanung.

4. These

Der als unumgänglich empfundene (Rest-) Verkehrsbedarf ist auf die nach den jeweiligen Umständen umwelt- und sozial verträglichste Weise zu decken.

5. These

Um allen Bürgern die nach den jeweiligen Umständen umwelt- und sozial verträglichste Weise Deckung ihres (Rest-) Verkehrsbedarfes zu ermöglichen bzw. zu erleichtern, hat die (staatliche) Verkehrspolitik dafür zu sorgen, dass die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kosten der besonders umweltschädlichen Verkehrsarten (wie LKW-, PKW- und Motorflugverkehr) den unmittelbaren Verursachern angelastet werden. Auf diese Weise werden die weniger umweltschädlichen Verkehrsarten (wie Schiffs- und Eisenbahnverkehr) indirekt gefördert. Bei einer vollständigen und gezielten Umlegung der Kosten für den Bau und den Unterhalt der Straßen sowie auch der Kosten, die sich aus der Abwehr bzw. dem Ausgleich von Lärm-, Schadstoff-, Unfall- und Entwertungsschäden an Eigentum, Leib und Leben der Bürger ergeben, auf die Verursacher dieser Kosten könnten etwa der LKW- und PKW – Verkehr auf ein verantwortbares Maß zurück geführt werden. Eine Belebung des Schiffs- und Eisenbahnverkehrs (mit Ausnahme des Hochgeschwindigkeitsverkehrs) würde sich hingegen von selbst ergeben.

6. These

Die auch durch eine politisch geförderte Verlagerung des Verkehrs von besonders umweltschädlichen auf weniger umweltschädliche Verkehrsarten nicht vermeidbaren Umweltbelastungen des Verkehrs sind mit Hilfe von Schutzmaßnahmen zu mindern oder auszugleichen.

7. These

Wegen ihrer Empfindlichkeit werden die Alpen zum Testfall einer neuen Verkehrspolitik. Im Hinblick auf ihre Bedeutung als Wirtschafts-, Kultur- und Erholungsraum an den Höhengrenzen des Lebens wird ihre sozioökologische Stabilität zu einer europäischen Schicksalsfrage. Der Respekt vor dem historisch Gewachsenen rechtfertigt sich nicht zuletzt aus dem in jahrhundertelanger Bemühung geglückten Gleichgewicht von Naturnutzung und Naturerhaltung.

aus: TRANSIT: Das Drama der Mobilität – Wege zu einer humanen Verkehrspolitik herausgegeben von: P.C. Mayer – Tasch, W. Molt, H. Tiefenthaler, Zürich 1990

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